Schwieriges Leben für Mutter und Sohn

Wenn eine liebevolle Mutter überfordert ist

18.08.2023, 14.48 Uhr
von Elisa Eberle

Felix (Jona Eisenblätter) hat das Asperger-Syndrom. Für Eva (Liv Lisa Fries) bedeutet das nie endenden Stress. "Zwischen uns" ist ein großartig berührendes Drama über eine überforderte Mutter, die nur das Beste für ihren Sohn will. ARTE zeigt den Film aus dem Jahr 2021 erstmals.

ARTE
Zwischen uns
Drama • 18.08.2023 • 20:15 Uhr

"Zwischen uns" ist keine leichte Kost. Das Langfilmdebüt von Max Fey (Regie und Drehbuch, Ko-Autor: Michael Gutmann) läuft noch keine zwei Minuten, da wird das ARTE-Publikum schon Zeuge eines heftigen Streits: "Felix geht nicht einfach so auf andere los", sagt Eva (Liv Lisa Fries). Frau Dreyer (Franziska Schlattner) sieht das anders: "Felix ist aggressiv, und meine Tochter möchte wegen Ihrem Sohn nicht mehr in die Schule gehen." Was folgt, ist eine laute und emotionale Auseinandersetzung, wie es sie in den kommenden 84 Minuten oft geben wird, denn Felix (Jona Eisenblätter) hat das Asperger-Syndrom. Für den 13-Jährigen, vor allem aber für seine alleinerziehende Mutter bedeutet das enormen Stress.

Der Film, der 2022 schon im Kino lief, gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle: Da sind die vielen stillen, nahezu stummen Szenen, etwa wenn Eva und Felix vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer üben, Emotionen zu erkennen. Freude identifiziert Felix trotz des breiten Grinsens seiner Mutter erst auf den zweiten Versuch. Da sind aber auch die vielen lauten Szenen, wenn Felix von seinem Umfeld überfordert wird, wenn er wegläuft, Tische umwirft und nahestehende Personen verletzt.

Wie also soll es weitergehen? Frau Jansen (Agnes Kiyomi Decker) schlägt eine Unterrichtsbegleitung vor. Doch statt der Expertin Elena Winkler (Lena Urzendowsky) ist es ausgerechnet der Nachbar, der Zugang zu dem Jungen findet: Pelle Jakobsen (Thure Lindhardt) teilt Felix' Leidenschaft für Fische. Doch kann er auch mit seinen Ausbrüchen umgehen?

"Babylon Berlin"-Star Liv Lisa Fries überzeugt

"Zwischen uns" ist ein zutiefst berührender Film, weil er Gefühle zeigt, sie aber nicht überdramatisiert. Jede Träne, jeder Schrei und jedes Schweigen wirkt so natürlich wie im echten Leben. Zu verdanken ist das in erster Linie der fabelhaften Hauptdarstellerin: "Babylon Berlin"-Star Liv Lisa Fries spielt die stumme Verzweiflung der Mutter, ihren hartnäckigen Kampf um eine selbstbestimmte Zukunft für ihren Sohn mit einer solchen Eindringlichkeit, dass man sie am liebsten fest in den Arm nehmen möchte.

Doch auch der 2008 geborene Nachwuchsdarsteller Jona Eisenblätter überzeugt: "Jona hat so etwas wie eine 'alte Seele'", erklärt Regisseur Max Feys in einem Interview mit der überregionalen Wochenzeitung "der Freitag". Sein besonderes Spiel sei bereits beim Casting aufgefallen: Er sollte eine Szene spielen, in der Felix aus Wut eine Schüssel voll Essen vom Tisch fegt: "Nach seinem Wutanfall war es absolut still im Raum", erinnert sich Fey: "Irgendwas hat Jona in sich, das er in die Rolle mitgenommen hat, – etwas, das sehr mitreißend und anders ist."

Leider verpasst es der Film, Felix' Sicht der Dinge zu zeigen. Statt den Ursachen seiner Wutanfälle bekommt das Publikum lediglich deren Folgen präsentiert. Die Schulpsychologin (Corinna Harfouch) wird erst ganz am Ende konsultiert. Andererseits spricht auch das für die große Authentizität. Denn wie im echten Leben – das sei an dieser Stelle verraten – mündet auch die im Film erzählte Geschichte in einem offenen, alles andere als glücklichen Ende.

Zwischen uns – Fr. 18.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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