"Polizeiruf 110: Schweine": Mord an einem zwielichtigen Anwalt
Ein neues Ermittler-Duo ist im "Polizeiruf 110" im Einsatz. Der erste Fall von Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) wird düster. Ein zwielichtiger Anwalt kommt bei einem Jagdausflug ums Leben.
Manche Fernsehkommissare ermitteln seit so langer Zeit, dass ihre Gesichter – siehe München, Münster und Co. – untrennbar mit der jeweiligen Gegend verknüpft scheinen. In anderen Krimiregionen hingegen kommt man angesichts der Ermittlerrotation kaum hinterher. So etwa im deutsch-polnischen "Polizeiruf 110", wo die Karten nach dem Abgang von Lucas Gregorowicz alias Adam Raczek immer wieder neu gemischt werden. Jede mit jedem scheint das Motto in der beliebten Krimireihe zu lauten.
Und so probiert man nach der Trio-Premiere im letzten Cottbusser Karnevals-Fall nun abermals eine neue Konstellation an der Oder aus: Erstmals ermitteln Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) gemeinsam. Und es funktioniert: Der düstere Fall eines beim Jagdausflug getöteten Anwalts stellt das ungleiche Ermittlerduo vor einige Rätsel.
Unfall oder Mord?
Auf der deutschen Oderseite wird der Berliner Anwalt Leon Herne erschossen aufgefunden; gemeinsam mit Kollegen war er zum Jagen im Wald unterwegs gewesen. Nun ist er tot und die Suche nach der Ursache voller Unklarheiten: Wo befindet sich der Rest der Jagdgesellschaft? War es ein unglücklicher Unfall oder Mord? Und wie befragt man eigentlich Juristen, die selbstverständlich sehr wohl um die Gesetzeslage und ihre Rechte wissen?
Auf der polnischen Seite, wo die Jagdgruppe übernachtete, stoßen Luschke und Rogov auf den sturzbesoffenen Konstantin Richtmann (Nicolas Handwerker), der gemeinsam mit seinen beiden Kumpanen in der Kanzlei seines Vaters arbeitete. Sollte hier vielleicht sogar ein unliebsamer Konkurrent ausgeschaltet werden? Während der Verdächtige Richtmann juristisch keine Unterstützung vom patriarchalen Papa (Bernhard Schütz) will ("Ich vertrete mich selbst"), bleibt der Verbleibende im Trio, Daniel Pillokat (Marius Ahrendt), spurlos verschwunden.
Unsympathische juristische Jungmänner
Die Ermittlungen führen unter anderem zum polnischen Jagdleiter Marek Kulesza (Piotr Witkowski), der die Verantwortung für die Jagdgesellschaft hatte – und für die Zeit der mutmaßlichen Tat keinerlei Alibi besitzt. Mehr noch, fand er die hochnäsigen Anwälte auch noch überaus verachtenswert. Wie in den thrillermäßig inszenierten Befragungen und Rückblicken deutlich wird, hatte Kulesza die Jagd abbrechen müssen, weil sich die drei Juristen völlig daneben benommen und die Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest geflissentlich ignoriert hatten. Wie so oft lernt man im "Polizeiruf" einiges: Just gegen die Wildschweine, die diese Pest übertragen, errichtete man entlang der Oder einen Zaun. Gegen Jagdtouristen hilft dieser freilich nicht.
Wie unsympathisch sich die juristischen Jungmänner wirklich verhalten, wird auch dem Publikum deutlich vor Augen geführt – wenn auch bisweilen recht klischeehaft inszeniert. Regisseur und Co-Drehbuchautor Tomasz E. Rudzik ("Agnieszka") setzt in seinem ersten Kriminalfilm auf eine gehörige Abneigung gegen das Opfer und dessen Milieu. Wo joviale Gutsherrenart auf die verarmte Grenzregion trifft, klingen gesellschaftskritische Töne fast automatisch an. Während die reichen Anwaltssöhnchen auf Pöbel und Natur herabblicken, sind die Bewohner der polnischen Seite froh, überhaupt einigermaßen zu überleben. "Wir müssen mehrere Jobs machen, um über die Runden zu kommen", sagt die junge Polin Agata (Izabela Baran) die mit ihrer Mutter einen Schweinemastbetrieb führt. Was haben sie mit dem Fall zu tun?
Ein Duo mit Potenzial
Derweil müssen der gutmütige Rogov und die genervte Luschke bei ihren Ermittlungen zwischen malerischem Oderland, nebligen Gehöften und düsterem Wald erst mal zusammenfinden. "Ich hatte lange keine Kollegin mehr", sagt er. Sie antwortet: "Das merkt man!"
Das Duo hat jedenfalls Potenzial: Während Rogov mit auf der Motorhaube belegten Salamibroten unbeholfen eine Annäherung versucht, nimmt Luschke die Kommissarszügel einfach in die Hand. Und so zeigt der gleichermaßen bedrückende, kritische und unterhaltsame Krimi, dass sich die rotierende Konstellation zwischen den Ermittlern durchaus auszahlen kann. Mit der neuen Hospitantin Viola Reusch (Johanna Asch), die im deutsch-polnischen Kommissariat Swiecko aushilft und die Ermittlungen entscheidend voranbringt, scheint sich jedenfalls schon die nächste potenzielle Kollegin bereitzumachen.
Polizeiruf 110: Schweine – So. 24.03. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH