Ostfriesland-Krimi im ZDF

"Ostfriesland": Julia Jentsch und der Serienkiller

11.06.2022, 10.39 Uhr
von Julian Weinberger

Der Personalwechsel beim Ostfriesland-Krimi des ZDF ist beschlossene Sache. Bevor Picco von der Groote Julia Jentsch nachfolgt, wiederholt der Sender eine Episode von 2020. Es geht um einen Serienkiller.

ZDF
Ostfriesengrab
Kriminalfilm • 11.06.2022 • 20:15 Uhr

Die Personalrochade bei den Ostfrieslandkrimis des ZDF geht weiter: Im April 2022 verabschiedete sich Julia Jentsch nach drei Folgen als Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen vom TV-Publikum. Zuvor hatte von 2017 bis 2019 Christiane Paul die Hauptrolle in der Krimi-Reihe verkörpert. Trotz des erneuten Abschieds hält der Sender an den Filmadaptionen der Romane von Klaus Peter Wolf fest. Zwei neue Episoden mit Picco von der Groote als Kommissarin sind bereits abgedreht. Bis die Sendetermine bekannt gegeben werden, können sich Fans der Reihe mit Julia Jentsch' Debütfolge "Ostfriesengrab" (2020) die Zeit vertreiben. Das ZDF wiederholt den Krimi zur besten Sendezeit.

Nachdem die Kripo um Kommissarin Ann Kathrin Klaasen (Jentsch) die Leiche einer jungen Frau findet, aufgeknüpft an einem Baum, scheint die Sache schnell klar zu sein. Der ehemalige Häftling Dieter Meuling (Anton Noori) hat kein Alibi, gilt als gewalttätig und hatte vor dem Mord Streit mit der Toten, seiner Ex-Freundin. Ganz so einfach ist der Sachverhalt allerdings nicht. Als Meuling Klaasen zuflüstert, er habe Informationen über den mysteriösen Tod ihres Vaters, gehen mit der Beamtin die Gäule durch.

Gefährliche Flucht

Sie startet einen folgenreichen Alleingang, an dessen Ende dem Ex-Knacki die Flucht gelingt und sie ihren Job vorerst los ist. Zwar spüren die fleißigen Kollegen Meuling auf, erschießen ihn aber in Notwehr. Sache also erledigt? Mitnichten, weil wenig später erneut ein Mord verübt wird. Die Beamten haben also offensichtlich den Falschen gejagt. Zusätzliche Dramatik kommt ins Spiel, als die Tochter des renommierten Künstlers Freimut Diebold (Udo Samel) entführt wird und sich herausstellt, dass der Mörder sich bei seinen Taten von den vier Elementen inspirieren lässt – nur Feuer fehlt ihm noch zur Vollendung seines Werks.

An die Intensität der eingangs ernannten Rollen reicht Julia Jentsch nicht heran. Freilich wäre es vermessen, die Charakterzeichnung einer Serienfigur mit der eines 90-Minüters gleichzusetzen. Doch das Drehbuch von Nils-Morten Osburg lässt der Hauptfigur schlicht zu wenig Raum zur Entfaltung. Stattdessen reiht sich Leiche an Leiche, ein Verdächtiger wird zunächst gefasst, dann freigelassen, um letzten Endes doch im Kugelhagel zu sterben. In Serienlänge mag diese Anhäufung von Ereignissen zünden, in der Kürze der Zeit aber wirkt "Ostfriesengrab" überladen und scheitert an den eigenen Ambitionen – auch weil die große Wende zur Mitte des Films erfahrene Krimi-Zuschauer wohl kaum überraschen dürfte.

Zudem fehlt es Julia Jentsch an einem interessanten Gegenpol, an dem sie sich reiben kann – man denke an den grandiosen Auftritt Nicolas Ofczareks als dauergrantelnder Gedeon Winter in ihrer TV-Serie "Der Pass". Im Krimi von Regisseur Stefan A. Lukacs befindet sich Jentsch aber oft alleine auf weiter Flur. Weder ihr gefühliger Freund und Berufspartner Frank Weller (Christian Erdmann) noch der großspurige Obermacker Rupert (Barnaby Metschurat) oder der latent überforderte Kripo-Chef Ubbo Heide (Kai Maertens) haben dazu genügend Ecken und Kanten.

Ostfriesengrab – Sa. 11.06. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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