ARD-Film

"Jeanny - Das fünfte Mädchen": Das Leben ist nicht so, wie es scheint

01.02.2022, 09.26 Uhr
von Marcus Italiani
Jeanny und Johannes kommen sich näher.
Jeanny und Johannes kommen sich näher.  Fotoquelle: MDR/ORF/Rowboat/Anjeza Cikopano

"Du hast ihn gekauft – und ich hab es gesehen", heißt es im ikonischen Falco-Song "Jeanny" über einen roten Lippenstift. Und genau diese Szene bildet eine der Anfangssequenzen des in einer Kleinstadt nahe Wien spielenden Thrillers "Jeanny – Das fünfte Mädchen". Zum Todestag des 1998 verstorbenen Wiener Popmusik-Genies zeigt die ARD den Film, der locker mit dem Motiv des umstrittenen Hits spielt.

Die 19-jährige Abiturientin Jeanny (Theresa Riess) verliebt sich in den viel älteren und seltsamen Steuerberater Johannes (Manuel Rubey – Anspielung auf Falcos bürgerlichen Namen Johann), den ein dunkles Geheimnis verfolgt. Für Jeanny ist er Liebhaber, Freund und Vaterfigur in einem. Dass gerade in ihrer Heimatgemeinde seit Jahren junge Frauen ihres Alters spurlos verschwinden, scheint sie nicht weiter zu beunruhigen. Als sie Johannes dabei erwischt, wie er heimlich von ihr geschossene Fotos ausdruckt, beendet sie angewidert die Beziehung. Doch das ist erst der Beginn der dramatischen Ereignisse.

Was hat Vertrauenslehrer Mark Eichhorn (Steffen Schroeder) zu verbergen? Oder Künstler Aurelio Varesi (Martin Feifel)? Warum enden die Entführungen trotz einer Armee von lynchwütigen Bürgerwehr-Freiwilligen nicht? Die Polizei tappt im Dunkeln.

Im Grunde ist das, was Regisseur Andreas Kopriva hier versucht hat, ein interessanter Ansatz: das Strecken eines Fünf-Minuten-Songs auf Spielfilm-Länge. Die Motive sind alle vorhanden: der verlorene Schuh, die Szene im Wald, der eingangs erwähnte Lippenstift, die titelgebende Melodie des Skandal-Songs und "Vienna Calling" als Party-Hit. All das passt gut. Allerdings wird die eigentliche Geschichte oft etwas zu hektisch erzählt. Die Ermittlungen der Polizei scheinen erst gar nicht stattzufinden, während sie plötzlich einen riesigen Schritt nach vorne machen. Das Verhältnis zwischen Jeanny und ihrer Mutter, die seltsame Atmosphäre im Hause Eichhorn – all das schreit förmlich danach, tiefer erzählt zu werden.

Man bleibt mit einem nicht ganz zufriedenen Gefühl zurück. Aber vielleicht ist das gerade der Ansatz des Films, denn schließlich hat auch Falco die Welt nie wissen lassen, worum es in "Jeanny" wirklich ging.

  • "Jeanny - Das fünfte Mädchen", 9. Februar 2022, 20.15 Uhr, ARD

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