Impf-Wirkung

Irreführende Grafik bei Lanz – ZDF räumt Fehler ein

Bei Markus Lanz wurde über eine Grafik mit Statistiken zu symptomatischen Corona-Fällen diskutiert – und die falschen Schlüsse gezogen. Jetzt hat sich das ZDF zu Wort gemeldet.

Gäste bei "Markus Lanz" haben es bisweilen nicht leicht: Der Gastgeber profilierte sich besonders während der Corona-Pandemie als hartnäckiger Fragensteller, der seine Gesprächspartner offen mit Kritik konfrontiert und nicht selten aus der Reserve lockt. Nun sehen sich Lanz und mit ihm das ZDF jedoch selbst heftiger Kritik ausgesetzt. In der vergangenen Woche war in einer Ausgabe des Talks eine Grafik zum Impfeffekt in Deutschland eingeblendet worden. Die Interpretation derselbigen sorgte allerdings für Kopfschütteln auf Twitter.

Laut Medienberichten reagierte nun das ZDF auf die Desinformations-Vorwürfe, die noch während der Sendung in den sozialen Medien laut wurden. "Die Redaktion bedauert die irreführende Interpretation dieser Statistik", ließ der Sender demzufolge gegenüber der Nachrichtenagentur dpa verlauten. "Der daraus resultierende Eindruck, die Impfung wirke in der genannten Altersgruppe weniger als bisher angenommen, ist unzutreffend."

Die Grafik mit dem Titel "Der Impfeffekt – jeweils Altersklasse 60+", zeigte in einem Balkendiagramm symptomatische Corona-Fälle in Verbindung mit dem Impfstatus in den Kalenderwoche 40 bis 43. Die Statistik wies für die Altersklasse der über 60-Jährigen eine Verteilung von 91 Prozent Geimpften zu nur neun Prozent Ungeimpften aus. Markus Lanz schloss daraus fälschlicherweise, dass die Impfung in dieser Alterskohorte weniger wirksam sei, als zunächst erwartet. Die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann erwiderte, es sei aufgrund der Erfahrungen bei anderen Impfungen zu erwarten gewesen, dass der Immunschutz bei den Älteren "vielleicht gar nicht so gut ausgebildet ist".

Via Twitter keimte daraufhin Kritik an der Sendung auf. Der Software-Entwickler und Politiker Henning Tillmann etwa beklagte: "Bei #Lanz ist das Thema Wahrscheinlichkeiten auch nicht so gut verstanden. Die Grafik auch missverständlich. Von 100 Leuten sind 9 ungeimpft. Wenn von den 100 neun auf die Intensivstation müssen, sind davon sechs ohne Impfung. Es sind aber nur drei von 91 der Geimpften!" Er verstehe nicht, so Tillmann in einer weiteren Antwort auf den eigenen Tweet, warum die im ZDF-Studio anwesende Virologin Melanie Brinkmann "das nicht besser eingeordnet hat". Dies sei jedoch "keine direkte Kritik, vermutlich ging es einfach zu schnell. Aber das durfte so einfach nicht stehen bleiben. Ist aber Aufgabe der Redaktion/Moderation."

Brinkmann meldete sich im Anschluss auch selbst via Twitter zu Wort – und stellte die Interpretation aus der ZDF-Sendung richtig. "Eins gleich vorneweg: Sie zeigt, dass die Impfung sehr gut und wir erwartet wirkt", erklärte sie bezüglich des Diagramms, danach ließ sie in den Kommentaren zum Tweet weitere Erklärungen folgen. Letztlich bilanzierte sie, Geimpfte würden zwölfmal seltener hospitalisiert als Ungeimpfte. Gegenüber der "Braunschweiger Zeitung" räumte die Virologin ein: "Es war eine sehr schwierige Situation, diese recht missverständliche Grafik spontan kommentieren zu müssen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte dich auch interessieren