"303": Für die Liebe darf man sich auch mal Zeit lassen
Zwei Studenten verlieben sich beim Roadtrip in einem alten Wohnmobil – und lassen sich dabei viel Zeit. Der BR zeigt den Spielfilm, ebenso wie die neue, dazugehörige gleichnamige Serie nun erstmals im Free-TV.
"Dieses ist das erste Vorgefühl des Ewigen: Zeit haben zur Liebe" – diesen Auszug aus Rilkes Schmargendorfer Tagebuch stellt Hans Weingartner seinem Roadmovie "303" voran. In den nächsten zweieinhalb Stunden wird das Publikum Zeuge einer sich ganz allmählich entwickelnden, dialoglastigen Lovestory, die wie aus der Zeit gefallen zu scheint: Zwei recht gegensätzliche junge Menschen aus der Tinder-Liebe-wisch-und-weg-Generation nehmen sich alle Zeit der Welt, einander kennenzulernen – und ganz allmählich ineinander zu verlieben. Das BR Fernsehen zeigt "303" nun erstmals zu später Stunde im Free-TV.
Genau wie bei Weingartners mehrfach ausgezeichnetem Film "Die fetten Jahre sind vorbei" (2004) heißen seine ebenfalls linksintellektuellen Hauptfiguren Jan und Jule. In einer Parallelmontage lernt man die beiden kennen: Jule (Mala Emde) ist soeben durch ihre Biochemie-Prüfung an der Uni gefallen und hat zudem entdeckt, dass sie von ihrem Freund, der in Portugal seine Doktorarbeit schreibt, unfreiwillig schwanger ist. Jan (Anton Spieker) möchte spontan nach Spanien reisen, um erstmals seinen leiblichen Vater zu sehen. Als ihn seine Mitfahrgelegenheit versetzt, trifft er auf Jule, die im titelgebenden alten Wohnmobil – Modell Mercedes Hymer 303 – unterwegs zu ihrem Freund ist. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten merken die jungen Leute, die sehr verschiedene Ansichten haben, dass sie dennoch gern miteinander reden. So beschließen sie, die Strecke gemeinsam zu bestreiten.
Die Kamera nimmt durchweg eine beobachtende Perspektive ein, sodass man ganz nah dran ist an den Gleichaltrigen, wenn diese bei den unterschiedlichsten Themen leidenschaftlich diskutieren. Wochenlang hat der österreichische Regisseur mit den begabten Darstellern die von ihm und seiner Co-Autorin Silke Eggert entwickelten Dialoge geprobt. Sie beruhen auf Weingartners seit 1997 geführtem Dialogtagebuch und etlichen Videointerviews mit jungen Leuten. Dennoch wirken sie so authentisch, als hätten die beiden sie soeben improvisiert.
"Die Urfassung des Drehbuchs war 270 Seiten lang", erinnert sich Weingartner an sein außergewöhnliches Projekt: "Ich sah keinen Weg, das auf Spielfilmlänge zu kürzen und beschloss daher, alles erstmal so zu drehen wie es geschrieben stand." Im späteren Schnitt entstand aus dem umfangreichen Filmmaterial eine zusätzliche sechsteilige Serie. Je drei Folgen von "303 – Die Serie" sind am Samstag, 21. August, ab 2.35 Uhr sowie am Samstag, 28. August, ab 2.25 Uhr, am Stück sowie zwischen Freitag, 20. August, und Sonntag, 19. September, in der BR Mediathek zu sehen.
303 – Do. 19.08. – BR: 22.45 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH