Kaum zu glauben: Diese Serien beruhen auf wahren Begebenheiten
Unglaublich, aber war: Bei den Streaming-Anbietern gibt es zahlreiche Serien, deren spannende Geschichte tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruhen. Wir stellen einige Highlights vor.
Podcasts, monothematische Printmagazine und nicht zuletzt eine kaum mehr überschaubare Menge an Dokumentationen: Das Genre True Crime erlebte in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung. Doch nicht nur im dokumentarischen Bereich scheinen die teils furchteinflößenden und abscheulichen Geschichten einen besonderen Reiz auf die Zuschauer auszuüben. Vermehrt greifen Serienmacher und Streamingdienste auch in fiktionalen Stoffen unglaubliche Verbrechen auf – etwa im Amazon-Neustart "Dom" (ab 4. Juni). Welche Streaming-Highlights noch auf wahren Begebenheiten beruhen, verrät die Übersicht.
"Dom" (Amazon Prime Video)
Victor (Flávio Tolezani) hat sein Leben stets dem Kampf gegen die Drogen verschrieben. Umso schwerer ist es für den leidenschaftlichen Polizisten, als sein Sohn Pedro (Gabriel Leone) in den Drogensumpf abrutscht. Zunächst ist er nur Konsument, doch nach und nach verdient sich Pedro seine Meriten im Kokainhandel und steigt zum meistgesuchten Räuber Rio de Janeiros auf.
Tatsächlich gab es in der Drogenszene von Rio de Janeiro einst eine solch fatale Vater-Sohn-Beziehung. Diese wahre Geschichte greift das Amazon Original "Dom" ab 4. Juni auf. Die brasilianische Produktion ist aber mehr als klassische True-Crime-Unterhaltung. Die Macher inszenieren ein überzeugendes Vater-Sohn-Drama – geprägt von Gewissensbissen, moralischen Dilemmata und großen Emotionen. Ab 4. Juni bei Amazon Prime Video.
"Die Schlange" (Netflix)
Es ist nicht zu fassen, aber es stimmt: Die Netflix-Serie "Die Schlange" beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Hinweis, der schon deshalb wichtig ist, weil man diese abenteuerliche Story sonst vorschnell als fiktive Räuberpistole abtun würde. Erzählt wird von einer grausamen Serie von Morden und anderen Verbrechen in der von Drogen, Sex und jeder Menge Naivität geprägten Backpacking-Touristen-Szene der 70er-Jahre. Auf dem "Hippie Trail" lauert nicht nur jede Menge pralles Leben, sondern auch die Gefahr. Personifiziert ist sie durch Charles Sobhraj, der insgesamt 24 Menschen ermordet haben soll und seit Anfang der 2000er-Jahre lebenslang in Nepal einsitzt.
In der BBC-Koproduktion wird er als kaltblütiger und narzisstischer Manipulator herausragend von Tahar Rahim ("Ein Prophet") verkörpert. Jenna Coleman ("Victoria") spielt seine Partnerin Marie-Andrée Leclerc, die schrittweise zur Gangsterbraut mutiert. Ein faszinierendes, hochattraktives Paar, das sein Leben auf Betrug, Raub und Mord aufbaut. Gut, dass es den beharrlichen Gegenspieler gibt: Herman Knippenberg (Billy Howle, "Am Strand") kommt als Mitarbeiter der belgischen Botschaft in Bangkok zunächst unfreiwillig in die Rolle des Verbrecher-Jägers ...
"The Act" (Starzplay)
Einen unglaublichen Fall von krankhaft übersteigerter Mutterliebe greift die True-Crime-Serie "The Act" (verfügbar via Starzplay) auf. Dee Dee Blanchard hatte ihre eigentlich gesunde Tochter Gypsy über Jahre hin mit falschen Krankheitsbildern getäuscht, zahlreiche Ärzte hinters Licht geführt und ihr Kind teils sogar wissentlich krank gemacht. Ihr tragisches Ende fand die toxische Mutter-Tochter-Beziehung 2015, als eine Internetbekanntschaft Gypsys ihre Mutter im Schlaf erstach.
"The Act" vermengt auf mitreißende Art und Weise Zwischenmenschliches, Familiendrama und Kriminalfall und hallt bei seinen Zuschauern noch lange nach. Das liegt nicht zuletzt an den famosen Leistungen der Hauptdarstellerinnen. Patricia Arquette verkörpert Dee Dee in all ihren Facetten auf brillante Art und Weise – ob manipulativ, hilfsbedürftig oder sorgenvoll. In nichts nach steht ihr Joey King, die Gypsy eine liebenswürdige Naivität verleiht, gleichzeitig aber die innere Zerrissenheit ihrer Figur auf dem Weg zur Wahrheit auf die Leinwand bannt.
"When They See Us" (Netflix)
New York, 1989: Eine 28-jährige weiße Joggerin wird im Central Park brutal vergewaltigt und zum Sterben zurückgelassen. Im Krankenhaus liegt sie mehrere Tage lang im Koma und kämpft ums Überleben. Die Schuldigen sind schnell gefunden: Vier Afro- und ein Hispano-Amerikaner – allesamt zwischen 13 und 16 Jahren alt. In Wahrheit haben sie mit dem schrecklichen Verbrechen jedoch überhaupt nichts zu tun – teilweise kennen sich die Fünf noch nicht einmal.
Für die Polizei und die Medien sind die Jungs jedoch ein gefundenes Fressen. Auf dem Revier werden die Minderjährigen derart unter Druck gesetzt, ihrer Rechte beraubt und sowohl seelisch wie körperlich drangsaliert, dass sie am Ende ihrer jeweiligen Verhöre nur noch einen Ausweg sehen: alles zugeben, ob es nun stimmt oder nicht. Der realhistorische Fall der sogenannten "Central Park Five" wird in der erschütternden Netflix-Miniserie "When They See Us" nacherzählt.
Exzellent geschrieben, stark gespielt und hervorragend inszeniert: Die Produktion von Filmemacherin Ava DuVernay ist ein meisterliches Fernseherlebnis. "When They See Us" funktioniert dabei nicht nur als intensives Gesellschaftsdrama und wütendes Plädoyer gegen Rassismus und Machtmissbrauch. Die Serie wirkt auch als brandaktuelles Fanal für die Bedeutung von Fakten, Gerechtigkeit und Wahrheit.
"Mindhunter" (Netflix)
"Wie kommen wir den Verrückten zuvor, wenn wir nicht wissen, wie die Verrückten denken?" – David Fincher kümmert sich in "Mindhunter" (Netflix) um Serienmörder und bemitleidenswerte Cops, die sie jagen. Finchers Expedition in die Abgründe der menschlichen Seele ist kein Vergnügen, lohnenswert ist die Serie trotzdem. Die Figuren des eindrücklichen Killerthrillers basieren auf den echten FBI-Agenten Robert Renssler und John R. Douglas, der mit seinem Buch "Mindhunter: Inside The FBI's Elite Serial Crime Unit" die Inspiration für die Serie lieferte.
In "Mindhunter" heißen die Agenten Holden Ford (Jonathan Groff) und Bill Tench (Holt McCallany). Sie wollen Ende der 1970er-Jahre die Ermittlungsmethoden revolutionieren und Killer mithilfe anderer Killer schnappen. Dafür müssen sie freilich deren Psyche analysieren. Dieses "Profiling" mag heutzutage zum kriminalistischen (TV-)Standard gehören, vor 40 Jahren wurden solcherlei kühne Ideen mit Argwohn betrachtet.
"The Investigation: Der Mord an Kim Wall" (TVNOW)
Der Tod der schwedischen Journalistin Kim Wall, die von einem selbst gebauten U-Boot des dänischen Erfinders Peter Madsen verschwand, geriet im Sommer 2017 zum Kriminalfall, der die Welt bewegte. Die Leiche der jungen Frau blieb quälend lange verschwunden. Angehörige bangten darum, dass Kim Wall vielleicht noch am Leben wäre. Gleichzeitig gab es immer wieder neue Versionen des Hauptverdächtigen, was passiert war.
Im Gegensatz zur aufs makabre Spektakel setzenden Weltpresse erzählt der dänische Autor und Regisseur Tobias Lindholm in "The Investigation – Der Mord an Kim Wall" (bei Streaming-Anbieter TVNOW) ein Polizei- und Angehörigen-Drama, ungeheuer präzise und in ruhigen Bilden. Als Zuschauer folgt man dem Leiter der Kopenhagener Mordkommission, Jens Møller (Søren Malling), wie er stoisch an der Lösung des eigentlich ziemlich zähen Falls arbeitet.
"The Investigation – Der Mord an Kim Wall" ist gerade deshalb fesselnd, weil er das in der Realität hochgepitchte Drama auf einen fast schon elegischen Ermittlungsfilm sowie menschliches Drama herunterbricht – und so mit der Zeit ganz große Emotionen erzeugt.
"Unbelievable" (Netflix)
Liest man die Reportage, die als Vorlage zur Netflixserie "Unbelievable" diente, läuft es einem schnell eiskalt den Rücken runter. Geändert haben die Macher lediglich Namen und ein, zwei vernachlässigbare Details. Doch die schockierenden Ereignisse und Vorgänge, denen die famose Miniserie "Unbelievable" ihren Titel verdankt, sind zwischen 2008 und 2011 in den USA tatsächlich so vorgefallen – und nur schwer zu verdauen.
Im Zentrum der Serie steht Marie (Kaitlyn Dever), die in der Polizeiwache landet, nachdem sie vergewaltigt wurde. Eigentlich macht sie also genau das, was ein Vergewaltigungsopfer im Idealfall tun sollte: Sofort die Polizei rufen, aussagen, sich untersuchen lassen. Nur in einem Punkt handelt die Teenagerin nicht vorbildlich, zumindest in den Augen ihres Umfelds: Sie verhält sich nicht so, wie sich ein Opfer doch bitteschön verhalten sollte. Von den ermittelnden Beamten eingeschüchtert, widerruft die Teenagerin schließlich ihre Aussage. Doch dann ereignet sich in einem anderen Revier ein ähnlicher Fall – und die Detectives Karen Duvall (Merritt Wever) und Grace Rasmussen (Toni Collette) gehen auf die Jagd nach einem extrem vorsichtigen Serientäter.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH