Superhelden-Satire

Diese Satire nimmt Marvel aufs Korn: "The Franchise"

04.12.2024, 08.32 Uhr
von Julian Weinberger

HBO taucht mit der Serie "The Franchise" in die satirischen Untiefen des Superhelden-Kinos ein. Zwischen exzentrischen Regisseuren und eitlen Schauspielern kämpft ein Regieassistent um Ruhe. Ab 6. Dezember auf Sky und WOW.

Schon die ersten drei Minuten der HBO-Serie "The Franchise" reichen aus, um klarzumachen: In der achtteiligen Satireserie geht es hektisch zu. Alleine in der ersten Szene ist Regieassistent Daniel (Himesh Patel) damit beschäftigt, einen Schauspieler mit anbahnender Panikattacke zu beruhigen, Drehbuchvorschläge abzumoderieren und seine Mutter am Telefon wegzudrücken. Ein Wunder, dass Daniel nicht kurz vorm Herzinfarkt steht. Vor dem Bildschirm ist man jedenfalls nah dran.

"The Franchise" (ab 6. Dezember, Sky und WOW) spielt am Filmset des Superheldenstreifens "Tecto – Eye of the Storm", produziert von den Maximum Studios. Maximal soll in den Augen der geldgierigen Studiomagnate, die in der Serie alles andere als gut wegkommen, vor allem der Erfolg an den Kinokassen und von aberwitzigen Merchandisingprodukten sein. Dabei ist Regieassistent Daniel mit ganz anderen Problemen konfrontiert.

Daniel Brühl gefällt in der Rolle des neurotischen Regisseurs

Arthouse-Neurotiker Eric (Daniel Brühl) führt als Regisseur zwar formell die Geschicke, verliert sich als verkünstelter Filmemacher aber immer wieder in seinem Ideenreichtum. Seine Selbstcharakterisierung, er sei ein "seltsamer, schwieriger Typ", ist weit untertrieben. Auch die "Tecto"-Hauptdarsteller könnten unterschiedlicher nicht sein. Muskelprotz Adam (Billy Magnussen) verfügt gelinde gesagt nicht über den ausgeprägtesten Intellekt, was sein Kollege Peter (Richard E. Grant) auszunutzen versucht. Unverhohlen verachtet der eitle Theaterveteran das Superheldentum und beklagt sich lieber divenhaft über seine Polypen auf den Stimmbändern.

Überall am Filmset grassiert in "The Franchise" ein ausgeprägter Narzissmus. Während vordergründig nach dem Mund geredet wird, kochen hinter den Fassaden die Emotionen hoch. Ränkespiele um die Gunst der mächtigen Produzenten tun ihr Übriges, der Konflikt zwischen Kreativität und Vermarktbarkeit zwischen Merchandising-Maschinerie und TikTok-Fokus ist allgegenwärtig.

Doch trotz guter Ansätze und offensichtlichen Anspielungen auf das Marvel-Superheldenimperium zeichnet Produzent Armando Iannucci nicht derselbe Biss aus, den er etwa bei der vielfach prämierten Polit-Sitcom "The Veep" an den Tag legte. Stattdessen gehen beim verzweifelten Versuch, ein sinkendes Schiff auf Kurs zu halten und ob der Hektik am Set die Figuren und deren Eigenheiten ziemlich verloren. Da entschädigen auch die hervorragenden Darbietungen von Daniel Brühl und Richard E. Grant nur bedingt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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