"Wie schreibt man Liebe?": Die etwas andere Hugh-Grant-Komödie
Er werde der Dekanin sagen, dass die Affäre mit der Studentin ein Fehler war, schlägt Keith Michaels (Hugh Grant) vor, um seine noch sehr frische Uni-Karriere zu retten. "Ein Fehler war das in der Tat", entgegnet darauf Holly Carpenter (Marisa Tomei), nicht ganz uneigennützig. Doch das hebt "Wie schreibt man Liebe" (2013) nicht mehr hervor als nötig. Es handelt sich eben um die etwas andere Hugh-Grant-Komödie. Bei der vierten Zusammenarbeit mit dem britischen Star verlässt sich Regisseur und Autor Marc Lawrence auf bissige Dialoge und sorgfältig ausgefeilte Pointen. Diesmal darf alles Normalmaß haben, fast alles jedenfalls, auch wenn die Romantik dadurch etwas herber ausfällt. SAT.1 wiederholt die sehenswerte Hollywoodkomödie zur Primetime.
Ins öde, verregnete Kaff Binghamton im Bundesstaat New York zu ziehen, ist für Keith Michaels bittere Notwendigkeit. Aus finanziellen Gründen tritt er an der dortigen Universität einen Dozentenjob im Fach Drehbuchschreiben an. Mit seinem Szenario für den Filmhit "Paradise misplaced", immer noch viel gesehen, gewann Keith einst einen Oscar. Seitdem folgte jedoch Misserfolg auf Misserfolg. Seine Frau verließ ihn, seinem Sohn ist er entfremdet. Dafür versucht sich Keith nun den Lehrerjob so genussreich und einfach wie möglich zu gestalten.
Garniert mit zwei jungen Männern, die als Alibi dienen, nimmt er nur attraktive Studentinnen in seinen Kurs auf, ohne auch nur einen Blick auf die eingereichten Skriptanfänge geworfen zu haben. Apropos Skripte: So lange die nicht fertig geschrieben sind, lohnt der Unterricht doch gar nicht, oder? "Wir treffen uns also nächsten Monat wieder", verkündet der Lehrer der verdutzten Klasse. Zunächst geht die Rechnung auf. Die hübsche Kursteilnehmerin Karen (Bella Heathcote) wird seine Geliebte. Aber die Department-Chefin (Allison Janney) droht den Macho zu feuern, und für die alleinerziehende Mutter Holly Carpenter empfindet Keith mehr Sympathie, als er sich eingesteht.
Gratwanderung zwischen Scherz und Ernst
"Wie schreibt man Liebe" heißt im Original "The Rewrite", zu deutsch etwa: "die (schriftliche) Überarbeitung". Das trifft das Thema weitaus besser. Nicht nach der Sprache des Herzens wird gesucht, sondern der eigene Eintrag im Buch des Lebens revidiert. Keith Michaels findet zurück zu sich selbst, legt die Unarten des Ruhms ab und wird wieder zu einem Menschen, dem andere etwas bedeuten. Seine Wandlung vollzieht sich stetig, aber so langsam und mäandernd, wie man das aus der eigenen Biografie kennt. Bodenständigkeit wird zurückgewonnen, aber das Träumen nicht aufgegeben. Gespickt mit allerlei Kino-Verweisen, ist der glühende Wunsch von Keiths Studenten, mit einem wunderbaren Skript in Hollywood als Drehbuchautor zu reüssieren, eine mehrschichtige und starke Metapher fürs Streben nach dem Glück.
Vieles von dem mag auch für die Macher des Films gelten. Wer die Marc Lawrence' Hugh-Grant-Vehikel "Haben Sie das von den Morgans gehört?", "Mitten ins Herz" und "Ein Chef zum Verlieben" kennt, findet den Grundton von "Wie schreibt man Liebe" unerhört reif. Grants Masche, devote Körpersprache mit verbalen Provokationen zu kontrastieren, fällt da fast schon als ungehörige Übertreibung auf, wie auch die eine oder andere Rührigkeit. Dem Frauenschwarm, der die Spuren des Alterns nicht verhehlt, gelingt die Gratwanderung zwischen Scherz und Ernst trotzdem gut.
Quelle: teleschau – der Mediendienst