"The Finest Hours": Da wäre mehr drin gewesen
Ein pfeifender Sturm, haushohe Wellen und pechschwarzes Wasser: Am 18. Februar 1952 kämpfen vor der Küste Neuenglands in dieser unwirtlichen Umgebung gleich zwei Schiffsbesatzungen ums Überleben. Der Öltanker SS Pendleton wurde von der Wucht des Orkans auseinandergerissen, im Heck harren über 30 Besatzungsmitglieder aus. Da der Bug samt Brücke, Kapitän und Funkgerät bereits gesunken ist, hat der Ingenieur Raymond Sybert (Casey Affleck) die Führung der verängstigten Mannschaft übernommen – wenn auch etwas widerwillig. Jene Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft stellt das Disney-Drama "The Finest Hours" in den Vordergrund. Die Free-TV-Premiere wird auf ProSieben ausgestrahlt.
Während die Männer bangen, schickt die amerikanische Küstenwache unter der Leitung des diensthabenden Offiziers Daniel Cluff (Eric Bana) ein kleines Motorboot auf eine riskante Rettungsmission. An Bord dieses Himmelfahrtskommandos befinden sich vier Mann, am Steuer steht der junge, frisch verlobte Bernie (Chris Pine).
Wahre Begebenheit
"The Finest Hours" erzählt vom alten Kampf Mensch gegen Natur. Willensstärke, Mut und Loyalität treffen auf Unberechenbarkeit und Urgewalt. Zugrundegelegt hat Regisseur Craig Gillespie ("Fright Night") seinem Actionthriller eine wahre Begebenheit, die als eine der waghalsigsten Aktionen in der Geschichte der amerikanischen Küstenwache gilt – nachzulesen im Buch von Michael J. Tougias und Casey Sherman, das den gleichen Titel trägt wie der Film.
Mit spektakulären Bildern, untermalt von bombastischem Sound, versucht Gillespie die Zuschauer für sein Heldenepos zu gewinnen. Doch das konventionell erzählte Actiondrama bietet nur wenig Neues, zu sehr erinnert "The Finest Hours" an ähnlich gelagerte Blockbuster wie "Der Sturm" mit George Clooney oder "Im Herzen der See" mit Chris Hemsworth.
Zudem dauert es für einen Actionthriller verhältnismäßig lange, bis die Küstenwache endlich in See sticht, um die SS Pendleton zu bergen. Die eigentliche Rettungsaktion nimmt dagegen nur einen kleinen Teil ein, echte Actionfans könnten daher ein wenig zu kurz kommen. Szenen, in denen Wassermassen bedrohlich durch die engen Gänge des Öltankers schießen, in denen Maschinen explodieren oder Körper umhergewirbelt werden, kann man an einer Hand abzählen.
Liebevolle, detailgetreue Ausstattung
Positiv hervorzuheben ist allerdings die liebevolle, detailgetreue Ausstattung des Films: Gedreht wurde zum Teil auf historischen Schiffen und an Originalschauplätzen an der Ostküste der USA. Auch die Figur der Miriam (Holliday Grainger), Bernies eigenwilliger Verlobten, überzeugt. Sie macht den Heiratsantrag kurzerhand selbst und lässt sich von niemandem den Mund verbieten. Und so gerät der erste Teil des Films, der in nostalgischen Bildern Miriams und Bernies ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählt, beinahe spannender als die Rettungsmission auf hoher See.
Leider gelingt es Regisseur Gillespie letztlich nicht, aus seinen vielversprechenden Zutaten – hochkarätige Darsteller, wahre Schicksale und spektakuläre Bilder – einen überzeugenden Thriller zu machen. Zu sehr hat man als Zuschauer das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben – und zwar packender. Einen echten Herzschlagmoment erlebt "The Finest Hours" erst ganz am Ende, als kurz vor dem Abspann Fotos des echten Bernies und seiner Crew gezeigt werden. Sie lassen erahnen, welches Potenzial in dieser Geschichte gesteckt hätte.
Quelle: teleschau – der Mediendienst