"Wir sind all das, was Marvel-Superhelden nicht sind"
Superhelden mal ganz anders! Das ist das Motto der neuen Serie "The Boys", die auf den gleichnamigen Comics von Garth Ennis und Darick Robertson basiert und ab dem 26. Juli über Amazon Prime Video zu sehen ist. Die Hauptdarsteller Karl Urban und Jack Quaid versprechen im Interview Großes ...
"The Boys" (ab 26. Juli bei Amazon Prime Video zu sehen) dreht sich um den CIA-Agenten Billy Butcher, der gemeinsam mit sechs Kollegen in den Kampf gegen eine Gruppe korrupter Superhelden zieht. Die von den Menschen gefeierten Idole versuchen mithilfe ihres Ruhms und ihrer dadurch gewonnenen Macht die Welt zu kontrollieren und ihre eigenen, zwielichtigen Interessen durchzusetzen. Die Serie ist praktisch das genaue Gegenteil des Kino-Universums rund um die Marvel-Helden: düsterer und extremer, voller Sex, Gewalt und Blut, aber auch mit viel schwarzem Humor gespickt.
Die Hauptdarsteller Karl Urban (Billy Butcher) und Jack Quaid ("Wee" Hughie Campbell) versprechen im Interview, dass Amazons neues Format etwas ist, das die Zuschauer so noch nie zuvor gesehen haben. Zur großen Überraschung startet Urban das Interview mit: "Guten Abend, wie geht's?" und der Erklärung, dass er ein bisschen Deutsch sprechen kann ...
prisma: Wieso sind die Zuschauer von Superhelden aktuell so besessen?
Jack Quaid: Ich glaube, man kann Superhelden mit den Geschichten und Sagen um die Götter im alten Griechenland vergleichen. Unsere Superhelden sind quasi die Götter der heutigen Zeit. All das, was gerade in unserer Welt passiert, sehen wir auch in "The Boys". Die Idee dahinter ist, reale Probleme anzusprechen, mit denen wir aktuell konfrontiert werden. Das Ergebnis ist einmalig.
prisma: "The Boys" beschäftigt sich mit wichtigen politischen Themen und schneidet sogar die #MeToo-Bewegung an. Was ist momentan das wichtigste gesellschaftspolitische Thema, das dringend angesprochen werden muss?
Karl Urban: Vielleicht sollte ich diese Frage lieber auf Deutsch beantworten (lacht). Von all diesen Themen sind wir alle betroffen. es geht um die Macht und den Missbrauch der Macht. Allein die Macht, die ein Promi-Status mit sich bringt, ist furchterregend. Wir leben in einem Zeitalter, in dem ein Reality-TV-Star auf einmal Präsident der Vereinigten Staaten ist. Das ist die ultimative Macht der Berühmtheit. Eine Art von Selbstverherrlichung. Beängstigend ist, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der ein Promi nur durch seinen Status wahre Macht erlangt. Und genau das ist einer der Punkte, die unsere Show thematisiert. Was wäre, wenn diese "Superhelden" korrupt wären? Beängstigend, nicht wahr? Wenn wir uns die aktuelle Promi-Kultur ansehen, gibt es Prominente, die ihren Ruhm auf positive Weise nutzen, aber leider gibt es auch die, die es eben nicht tun und ihre Macht ausnutzen.
Quaid: Karl hat es ziemlich auf den Punkt gebracht. Es geht um Missbrauch. Um die Leute, die für Bewegungen wie #MeToo verantwortlich sind und wegen ihrer Verbrechen nun im Gefängnis sitzen und ganz besonders darum, wie die aktuelle politische Lage in Amerika ist. Der Nationalismus und all die schrecklichen Dinge, die passieren. Durch unsere Serie haben wir die Möglichkeit, wichtige Botschaften zu verbreiten. Neben den ganzen Problemen, die "The Boys" zeigt, ist die Serie aber auch lustig und komplett verrückt.
prisma: Können Sie uns mehr über ihre Rollen erzählen?
Urban: Ich spiele Billy Butcher. Er ist die Art von Mensch, von dem wir immer erhoffen, dass er die richtige Entscheidung trifft. Doch er tut es leider nie.
Quaid: Ich spiele "Wee" Hughie Campbell. Er ist ein Nerd, ein bisschen schüchtern und tritt in seinem Leben immer auf der gleichen Stelle. Doch auf einmal steht er vor der Wahl, völlig verrückte Dinge zu tun. Kurz: Er ist ein ganz gewöhnlicher Typ in einer außergewöhnlichen Situation.
prisma: Mit welchen Superhelden konnten Sie sich als Kind am meisten identifizieren?
Urban: Gute Frage. Ich glaube, ich habe mich am meisten mit Batman identifizieren können. Ich mochte ihn, weil er keine Superkräfte hat. Er ist ein ganz normaler Mann, der versucht, sein Bestes zu geben, um das Richtige zu tun. Je mehr ich mir Batman ansah, desto mehr wurde mir klar, dass Bruce Wayne ziemlich große psychische Probleme hat. Das fand ich interessant, vor allem seine Beziehung zum Joker, der ja eigentlich der Psychopath und der Verrückte sein soll. Doch eigentlich sind beide gleich verrückt (lacht).
prisma: Wie alt waren Sie, als sie Batman cool fanden?
Urban: Ich war glaube ich ungefähr zwölf Jahre, als Michael Keaton die Version von Batman war. Mit 16 habe ich Frank Millers Version von "Dark Knight Returns" aus der "Dark Knight" Comic-Serie gelesen. Zu diesem Zeitpunkt war Batman in seinen späten 60-ern. Ich habe ihn bewundert.
prisma: Und Sie, Mr. Quaid?
Quaid: Ich konnte mich am ehesten mit Spider-Man identifizieren. Ich fand ihn am menschlichsten von allen Superhelden. Er hat ein normales Leben, ist aber gleichzeitig ein Held. Peter Parker war mein Held. Als Tobey Maguire Spider-Man wurde, ging ich ins Kino. Ich bin fast ausgeflippt. Dieser Film war das beste Erlebnis, das ich zum damaligen Zeitpunkt hatte (lacht).
prisma: Wenn Sie selbst eine Superkraft hätten, was wäre das?
Quaid: Ich hasse Flugzeuge, deshalb würde ich gerne fliegen können. Ohne jegliche Zollkontrollen, Schlangen, anstehen. Einfach losfliegen, wo immer ich hin will. Das wünsche ich mir.
Urban: Meine Superkraft wäre, dass sich meine Beine in Räder verwandeln und zu einem Auto werden könnte. Damit könnte ich Leuten helfen, die in Schwierigkeiten sind und schnell von einem Ort weg müssen.
Quaid: Du willst dich in ein Taxi verwandeln? Als Superkraft?
Urban: Taxi-Man? Vielleicht besser Dr. Taxi (lacht).
prisma: Was bringt "The Boys" mit sich, was andere Superhelden-Serien nicht haben?
Quaid: Die Show geht in die Tiefe und ist sehr charaktergesteuert. Sie regt zum Nachdenken an und wird jeden Zuschauer todsicher zum Lachen bringen.
Urban: Die Zuschauer werden Dinge sehen, die sie noch nie zuvor in einer anderen TV-Sendung oder einem Film gesehen haben. Das verspreche ich höchstpersönlich. Nur leider kann ich davon jetzt noch nichts verraten.
Quaid: Stimmt. Ich habe Sachen im Drehbuch gelesen, bei denen ich mir sofort dachte: Das hat weder ein Superheld noch ein normaler Mensch je zuvor gemacht (lacht).
Urban: Wir sind all das, was Marvel-Superhelden nicht sind.
prisma: Gibt es etwas, was Sie nicht beherrschen, aber gerne noch lernen würden?
Quaid: Deutsch (lacht). Ich würde gerne Surfen lernen. Ich habe es einmal versucht und komplett versagt. Der Herr, der neben mir sitzt, könnte es mir aber sicherlich beibringen.
Urban: Auf jeden Fall (lacht). Ich würde gerne lernen, wie man das Wetter für einen Ort, an den man reist, korrekt vorhersagt, um die passende Kleidung einzupacken, anstatt wahllos zu packen und immer die falsche Kleidung dabei zu haben – was mir extrem oft passiert. Das ist eine Fähigkeit, die ich gerne hätte. Die Wettervorhersagen heutzutage liegen meistens daneben ...
Quelle: teleschau – der Mediendienst