"'Dahoam is Dahoam' ist für unsere Zuschauer eine Wohltat"
Seit zehn Jahren ist die Serie "Dahoam is Dahoam" erfolgreich im BR-Fernsehen unterwegs. Schauspielerin Senta Auth, Fans besser bekannt als Bürgermeisterin "Vroni" Brunner, erklärt im Interview, warum das so ist.
Seit 2007 und bald 2000 Episoden ist "Dahoam is Dahoam" ein Dauerbrenner im Bayerischen Fernsehen. Mit einer großen Jubiläumsaktion feiert der BR ab Montag, 16. Oktober 2017, eine Woche lang den zehnten Geburtstag der Serie. 90-Minuten-Special ("Manege frei für die Liebe", Freitag, 20. Oktober 2017, 20.15 Uhr) inklusive.
Seit Anfang an ganz vorne mit dabei war sie: Veronika "Vroni" Brunner, gespielt von Senta Auth. Die 42-Jährige "regiert" seit Folge 1284 als Bürgermeisterin in Lansing. Und das wirkt sich bereits auf das Privatleben der Schauspielerin aus. Im Interview verrät Auth, wie oft sie in ihrer Freizeit mit Frau Bürgermeisterin angesprochen wird und ob sie selbst politische Ambitionen hegt.
prisma: Wie oft werden Sie in Ihrer Freizeit mit "Frau Bürgermeisterin" angesprochen?
Senta Auth: Bestimmt zu 90 Prozent. Wenn ich angesprochen werde – vor allem auf dem Land –, dann mit Frau Bürgermeisterin, Frau Brunner oder Vroni. Früher wurde ich oft "Zwieferl" genannt, das war mein Spitzname in den ersten Staffeln. Die wenigsten kennen meinen echten Namen, das muss man leider so sagen. Ich finde es manchmal etwas schade, aber andererseits werde ich auch gerne mit der Figur in Verbindung gebracht, weil ich die Vroni einfach mag.
prisma: Da Sie ja schon viel Erfahrung als Bürgermeisterin von Lansing gesammelt haben und sich auch im wahren Leben politisch engagieren: Wie wäre es denn in Zukunft als Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt München?
Auth: Grundsätzlich schließe ich im Leben gar nichts aus, da man ja nie weiß, was passiert. Aber momentan stellt sich diese Frage überhaupt nicht, weil ich meinen Beruf als Schauspielerin liebe. Und ich momentan gut und auch glücklich beschäftigt bin. Wäre das in 20 Jahren so, dass es die Serie nicht mehr gibt und ich auch als Schauspielerin nicht mehr so gefragt bin, dann weiß man nie, was das Leben so bietet (lacht).
prisma: Hatten Sie sich, bevor Sie in Folge 1284 zur neuen Lansinger Bürgermeisterin gewählt wurden, auf Ihre neue Rolle vorbereitet?
Auth: Natürlich, bei der Veronika Brunner hat sich das ja angebahnt, dass sie einen rasanten Aufstieg hinlegt. Und logischerweise beschäftigt man sich auch dann selbst ein bisschen mehr mit der Kommunalpolitik. Ich habe beispielsweise vor zwei Jahren mit dem Landrat von Dachau einen Tag verbracht. Ich bin von der Früh bis zum letzten Termin mit ihm mitgelaufen und habe mir angeschaut, was der Mann da eigentlich so den ganzen Tag lang treibt (lacht). Im Zuge dessen habe ich mich auch mal mit den Bürgermeistern von kleineren Gemeinden im Landkreis Dachau unterhalten. Ich wollte wissen, was die bewerkstelligen müssen.
prisma: War es so, wie Sie es erwartet haben?
Auth: Ich war ganz schön beeindruckt, denn wir Schauspieler haben ja schon lange Tage, aber das Politiker-Alltagsleben ist noch härter. Da geht eigentlich unter 13, 14 Stunden nie etwas. Da bleibt auch viel Privatleben auf der Strecke, das macht man sich als Bürger gar nicht so bewusst.
prisma: "Dahoam is Dahoam" erreicht pro Folge durchschnittlich 820.000 Zuschauer und ist die erfolgreichste Vorabendserie des Bayerischen Rundfunks. Und das zehn Jahre nach dem Start der Serie. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Auth: Heimatformate im Allgemeinen kommen in den letzten Jahren immer besser an. Man braucht sich ja nur umzuschauen: Alles um uns herum wird geprägt und beeinflusst aus dem Ausland. In jedem Spielwarengeschäft bekommt man Billig-Produkte aus China. Der Globalisierung kann man nicht aus dem Weg gehen. Man wird so zugeballert mit allen möglichen Einflüssen aus der ganzen Welt, dass die Leute eine regelrechte Sehnsucht nach Heimat entwickeln.
prisma: Und "Dahoam is Dahoam" bietet Heimat fürs Sofa?
Auth: Ja, ich glaube, dass wir das Bedürfnis nach Heimat über die vielen Jahre immer ganz gut befriedigt haben. Wir kriegen entsprechende Rückmeldungen, wenn diverse Alltagsthemen der Landbevölkerung thematisiert werden und eben nicht nur Sex and Crime, das man sonst im Fernsehen die meiste Zeit geboten bekommt. Für unsere Zuschauer ist das eine Wohltat. Eine halbe Stunde heile Welt am Tag.
prisma: Was bedeutet für Sie persönlich Heimat?
Auth: Vor allem vieles, das man von Kindesbeinen an kennt. Das ist in meinem Fall: an der Isar spazieren gehen, in den Biergarten gehen, der Duft von frisch gebackenem Brot beim Bäcker. Und: Ich gehe wahnsinnig gerne Schwammerl suchen. Durch den Wald laufen und sich selber sein Essen holen. Das ist für mich auch Heimat.
prisma: Was war für Sie ein Highlight in den letzten zehn Jahren "Dahoam is Dahoam"?
Auth: Das war ein Fußballspiel in der ersten Staffel. Lansing gegen Wangen. Und meine Figur, die Vroni Brunner, durfte das Siegtor schießen. Bei dem Dreh hatten wir einen Heidenspaß. Lauter Stümper auf dem Feld.
prisma: Sie starten jetzt aber nicht die große Fußballkarriere?
Auth: Nein, ganz bestimmt nicht (lacht). Wobei ich immer schon ganz gut Fußball spielen konnte. Ich bin aber großer Fußballfan, ich bin in München mit den Sechzgern aufgewachsen. Für mich ist der rote Club, den ich jetzt gar nicht nennen will, im wahrsten Sinne des Wortes ein rotes Tuch. Ich war immer eine Blaue. Also die Affinität für Fußball ist da.
prisma: Hätten Sie am Anfang gedacht, dass Sie so lange bei der Serie bleiben?
Auth: Am Anfang haben wir uns einfach gefreut, als wir eine Staffel gemacht haben und die Serie dann verlängert wurde. Kein Mensch hat damit gerechnet, dass wir zehn Jahre und länger senden. Dieses Business ist einfach unberechenbar. Ich kenne auch andere Zeiten, davor musste ich mich von einem Engagement zum anderen hangeln und hatte oftmals auch gar nichts. Das Leben eines Schauspielers ist ein sehr, sehr hartes. Und die wenigsten können von dem Beruf leben. Deswegen bin ich sehr dankbar für meine Rolle. "Dahoam is Dahoam" ist unter anderem auch für meine Rente wunderbar.
prisma: Vroni Brunner trägt das Herz auf der Zunge. Ist sie Ihnen da ähnlich?
Auth: Ja, das stimmt (lacht). A bissl jedenfalls. Man sagt mir nach, dass ich sehr direkt sein kann. Ich steh da aber auch dazu, obwohl ich weiß, dass das auch sehr anstrengend sein kann. Ich glaube aber, dass Direktheit gar nicht so verkehrt ist. Jeder weiß, woran er bei mir ist. Lügen fällt mir sehr schwer, das merkt man bei mir gleich.
prisma: Das echte Lansing liegt in den USA und ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michigan. Haben Sie das "Vorbild" des fiktiven Lansing in "Dahoam ist Dahoam" schon einmal besucht?
Auth: Nein, in Michigan war ich ehrlich gesagt noch nie. Aber ich habe es mir tatsächlich vorgenommen, mir das mal anzuschauen. Wenn man Bürgermeisterin von Lansing ist, muss man auch mal das amerikanische Vorbild besuchen. Ich glaube aber ehrlich gesagt, im bayerischen Lansing ist es schöner als in dem in Michigan (lacht).
Quelle: teleschau – der Mediendienst