Tarantino – Genie, Visionär und die "Stimme seiner Generation"
Neun Filme hat Quentin Tarantino mittlerweile gedreht. Auf die ersten acht blickt nun eine Doku über den Kult-Regisseur. Was macht das Genie Tarantino aus?
"Es gibt keine Zufälle in einem Quentin-Tarantino-Film", heißt es an einer Stelle der Dokumentation "QT 8: Quentin Tarantino – The First Eight", die unter dem weitaus cooleren und tarantinoeskeren Titel "The Bloody Genius" fürs Heimkino erschien und nun auf ARTE Free-TV-Premiere feiert. Entlang seiner ersten acht Filme erzählt Filmemacherin Tara Wood die Geschichte jenes kinobegeisterten Regisseurs, der spätestens mit "Pulp Fiction" Mitte der 90er-Jahre zur Autorenfilmer-Legende wurde. Zum Kult geriet Tarantino – das Genie, der Visionär und die "Stimme seiner Generation", wie es in der hervorragenden Doku heißt – wohl eben deshalb, weil für ihn jedes (noch so blutige) Detail zählt.
Auf jene Detailtreue, die bei Tarantino immer aus einer grundlegenden Liebe zum Kino resultiert, fokussiert klugerweise auch der Film, der sich in erster Linie als Ehrerbietung und Nacherzählung einer Erfolgsgeschichte erweist – ohne dabei jedoch kritische Momente wie Uma Thurmans vieldebattierten Stunt-Unfall oder die enge Zusammenarbeit Tarantinos mit dem später verurteilten Produzenten Harvey Weinstein auszulassen. Was den 1963 geborenen Filmemacher so besonders macht, erzählen nicht nur Wegbegleiter wie Samuel L. Jackson, Jamie Foxx, Kurt Russell, Lucy Liu, Christoph Waltz, Diane Kruger und Michael Madson, sondern auch animierte Zwischensequenzen, die allerdings ein wenig liebevoller hätten geraten können.
Sprechen lässt Regisseurin Tara Wood aber vor allem die Filme des Meisters – vom Durchbruch mit "Reservoir Dogs" in Cannes 1992, auf den zwei Jahre später der Welterfolg "Pulp Fiction" mit dem Comeback John Travoltas folgte, über den grandiosen Rache-Zweiteiler "Kill Bill" mit und die Genre-Perle "Death Proof", bis hin zu historisch angehauchten Meisterwerken wie dem Anti-Nazi-Kracher "Inglourious Basterds" 2009 oder den Western "Django Unchained" und "The Hateful Eight". Ob die Kraft der Dialoge, die Besonderheiten der Kamera, die unglaublichen Soundtracks oder die oft persönlich geprägten Drehbücher: Anhand seiner Werke tritt in zahlreichen gezeigten Beispielen Tarantinos Charakter und Kreativität zutage.
Nur zehn Filme wolle er insgesamt drehen, wurde Tarantino immer wieder zitiert. Ob das nächste Werk nach dem aktuellen neunten "Once Upon a Time in Hollywood" tatsächlich des Genies finales sein wird? Angesichts dieser enormen Schaffenskraft sollten Fans und Kinoliebhaber im Allgemeinen darauf hoffen, dass sich derlei Aussagen als kleine Flunkerein entpuppen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH