ARTE-Doku

"Pre-Crime": Wenn "Minority Report" Realität wird

In Steven Spielbergs "Minority Report" nach der gleichnamigen Kurzgeschichte der US-Autors Philip K. Dick ging es darum, dass eine Staatsgewalt voraussagen konnte, wann und wo ein Verbrechen geschehen würde. Im Erscheinungsjahr des Thrillers, 2002, war das noch Science Fiction. Die Handlung des Films spielte immerhin in einer Zukunft des Jahres 2054. Spielberg und Autor Dick aber haben geirrt. Zeitlich gesehen! Ihre Geschichte ist in der Gegenwart zur Realität geworden. Das zeigt der sehr nachdenklich machende Dokumentarfilm "Pre-Crime" von Monika Hielscher und Matthias Heeder. Bei ARTE ist der Beitrag nun erstmals zu sehen.

ARTE
Pre-Crime
Dokumentarfilm • 02.10.2018 • 20:15 Uhr

Die Filmautoren führen Beispiele auf, wie die Polizei in Chicago, London oder auch München mithilfe von Big Data gegen das Verbrechen vorgeht. Wenn etwa ein Stadtteil gefährdet ist und die Ermittler erhöhte Bereitschaft wegen möglicher Einbrüche fahren, mögen die Ergebnisse positiv für eine Gesellschaft in Unsicherheit sein. Wenn alles berechnende Algorithmen allerdings irren, führt das mithin zur Zerstörung von Existenzen.

Der Chicagoer Kleinkriminelle Robert McDaniel beispielsweise wurde ein "Opfer" der Methode des Predictive Policing. Er geriet auf eine Liste von 400 Personen, die nur aufgrund von Computerberechnungen verdächtigt wurden, dass in ihrem Umfeld alsbald eine erhebliche Straftat passieren würde. McDaniel selbst ist keine Unschuld vom Lande. Der Spieler wurde auch schon verhaftet. Er hatte etwas Gras gekauft. Sein Pech: Er kam gemeinsam mit der falschen Person in Polizeigewahrsam.

Die erheblichen Auswirkungen für McDaniel, der urplötzlich zu einem Gefährder wurde, erklärt Prof. Andrew Ferguson von der University of the District of Columbia: "Die Idee ist, alle Datenströme miteinander zu verbinden, die der Staat sammelt. Von Verhaftungen über persönliche Kontakte, Zwangsvollstreckungen, psychischen Auffälligkeiten bis zu Sozialleistungen werden alle Informationen in einer Datenbank erfasst. Mithilfe einer Linkanalyse ausgehend von nur einer Telefonnummer aus allen Quellen sind plötzlich alle Verbindungen zu sehen." Das bedeutet: McDaniel kannte jemanden, wenn auch unwissend, der wirklich etwas Schlimmes ausgefressen hatte. Das reichte aus für einen sehr unangenehmen Besuch.

Dem Verdächtigen wurde von einer Beamtin der Polizei mitgeteilt, dass er unter Beobachtung stünde. Die Polizistin redete bei dem Gespräch auch nicht großartig um den heißen Brei. Sie sagte: "Die Polizei geht davon aus, dass sie jemanden erschießen oder erschossen werden." McDaniel wagte sich danach kaum mehr aus den eigenen vier Wänden.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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