Ehemaliger Genesis-Sänger wird 70

Was macht eigentlich Peter Gabriel?

Mit Genesis und als Solo-Künstler feierte Peter Gabriel große Erfolge. Zuletzt war es um ihn still geworden, doch vor seinem 70 Geburtstag gab es wieder ein musikalisches Lebenszeichen.

"Kreativität entsteht aus der Freiheit zu versagen. Die Freiheit zu versagen entsteht aus dem Experimentieren, und das verleiht Dingen ihre Individualität", sagte Peter Gabriel 2014 in einer BBC-Dokumentation. Und wer wüsste das besser als der Sohn eines Erfinders? Schon als Frontmann der Rockband Genesis, die er als Schüler 1967 mitgründete, tat Peter Gabriel sich als auffallend kreativ hervor. Er trat in ausgefallenen Kostümen auf, leitete die Songs bei Konzerten mit psychedelischen Geschichten ein, hob die Rockmusik allgemein auf ein neues künstlerisches Level und prägte so eine ganze Ära – das Subgenre Artrock wäre ohne Peter Gabriel nicht denkbar. Aber da sollte noch viel mehr kommen. Am 13. Februar feiert der Mann vom "Solsbury Hill" seinen 70. Geburtstag.

Was wirklich alles in ihm steckt, erkannte man erst nach Gabriels Ausstieg bei Genesis (1975), die nach dem Bruch vom anspruchsvollen Artrock-Ensemble zu Rock-Pop-Superstars wurden. Schlagzeuger Phil Collins wurde zum neuen Gesicht der Band, man kennt die Geschichte. Gabriels erste Solo-Single "Solsbury Hill" (1977) spielte noch mit Folk- und Prog-Elementen, doch in der Folge zeigte auch er, dass er das Pop-Genre beherrscht. Insbesondere in den 80er-Jahren feierte er große kommerzielle Erfolge. Sein Album "So" von 1986 gilt längst als Klassiker und enthielt mit "Sledgehammer" einen Über-Hit, der mit einem spektakulären Video auch ein Stück MTV-Geschichte schrieb. Bei den MTV VMAs 1987 wurde der aufwendige Stop-Motion-Clip mit neun Awards ausgezeichnet – ein Rekord, der bis heute Bestand hat.

Jene Jahre waren womöglich die letzten, in denen es noch inhaltliche Schnittmengen zwischen Gabriel und seinen ehemaligen Genesis-Kollegen gab (deren Album "Invisible Touch" erschien 1986). Aber eigentlich war da längst klar, dass Gabriels Interessen sich in völlig andere Richtungen entwickeln als die von Phil Collins, Mike Rutherford und Tony Banks (Steve Hackett hatte die Band 1977 verlassen).

Schon 1982 fand in England das erste WOMAD-Festival statt, welches Gabriel selbst ins Leben gerufen hatte. WOMAD steht für "World of Music, Arts and Dance"; das Event verlieh Gabriels Liebe zur Weltmusik Ausdruck, die auch mehrere seiner Alben prägte. Später entdeckte er dann seine Leidenschaft für die Filmmusik. Für den Song "Down To Earth" aus dem Roboter-Animationsfilm "WALL-E" (2008) erhielt Peter Gabriel eine Oscar-Nominierung, außerdem war er dreimal für einen Golden Globe nominiert (1989, 2003 und 2009).

Musikalische Lebenszeichen

Ein persönliches Anliegen war dem politisch engagierten Briten immer auch das Eintreten für Menschenrechte. Bereits 1986 spielte Gabriel gemeinsam mit anderen Musik-Größen wie Bruce Springsteen auf dem Benefizkonzert "A Conspirancy of Hope" für Amnesty International. Im Jahr 1992 wurde er sogar Mitbegründer einer eigenen Menschenrechtsorganisation: "Witness" beliefert rund um den Globus Aktivisten mit Kameras, um Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren.

Nachdem es zuletzt eher still um Gabriel geworden war, der vier Kinder aus zwei Ehen hat und inzwischen auch Großvater ist, gab es 2019 wieder musikalischen Output von dem Vollblutmusiker – wenn auch nur Wiederverwertetes. Seine Filmmusik-Produktionen erschienen im April gesammelt auf dem Album "Rated PG". Eine weitere Veröffentlichung folgte im September mit einer Sammlung seiner B-Seiten ("Flotsam And Jetsam"). Das Signal: Peter Gabriel ist noch da. Es wäre nun mal wieder an der Zeit für ein "echtes" neues Album – das letzte, "New Blood", erschien 2011.

Auch von einer möglichen Genesis-Reunion ist immer wieder die Rede. Collins, Rutherford, Banks und auch Hackett erklärten zuletzt, dass sie eine Wiedervereinigung in alter Besetzung schön fänden. Den letzten Versuch einer solchen Reunion gab es 2004 – er scheiterte an Peter Gabriel. Ganz sollte man die Hoffnung aber nicht aufgeben. In einem Interview mit "The Daily Telegraph" erklärte Gabriel einst: "Das ist wie mit den eigenen Kindern. Egal, wie weit man sich voneinander weg entwickelt, man liebt sie weiter."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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