ZDF-Krimi

"Kommissarin Hellers" letzter Fall

von Rupert Sommer

Danke für die schlechte Laune: Mit dem zehnten Film endet die ZDF-Reihe mit der kratzbürstigen Ermittlerin, grandios gespielt von Lisa Wagner. Zum Schluss wird's noch mal sehr emotional – und persönlich.

ZDF
Kommissarin Heller – Panik
Kriminalfilm • 16.01.2021 • 20:15 Uhr

Was Kommissarin Winifred "Winnie" Heller sagt, ist Gesetz. Oder zumindest Klartext. Widersprechen möchte man der immer etwas genervt, oft regelrecht gereizt und unterschwellig aggressiv wirkenden Einzelgänger-Ermittlerin nicht wirklich. Und so stimmt sicher wieder mal auch, was sie in ihrem letzten Einsatz, zu sehen im ZDF-Film "Kommissarin Heller – Panik, über sich selbst sagt: "Ich bin nicht schwierig, ich polarisiere." Es sind auch solche lakonischen Drehbuch-Perlen, für die Fans der kratzbürstigen Kommissarin die Reihe lieben gelernt haben. Mit dem zehnten Fall, über sechs Jahre nach der Ausstrahlung des ersten "Heller"-Krimis, endet nun die Reihe – mit einem Film, den man gesehen haben muss.

Ihr letzter Einsatz kommt Winnie Heller besonders nahe, und das nicht nur, weil sie bei der nächtlichen Arbeit einen fiesen Schlag ins Gesicht (in einer Diskothek) und Blutspritzer in den Ausschnitt (nach einem Festabend) bekommt. Es geht diesmal in die finstere Welt der sogenannten Loverboys – junger, gutaussehender Seelenverkäufer, die sich an einsame junge Mädchen heranmachen, sie verführen, ihnen Versprechungen machen und sie dann mittels perfider psychologischer Manipulation zur Prostitution zwingen.

Hat man schon öfter gesehen und gehört. Und auch diesmal hoffen die ZDF-Filmverantwortlichen (Regie: Christian Balthasar, Buch Mathias Klaschka) auf die gebotene Entrüstung und Erschütterung. Das Teuflische an den Loverboys ist nämlich, dass sie sich Schwache, Einsame, Enttäuschte heraussuchen und sie brutal in die Opferrolle drängen. Winnie Heller stößt das besonders übel auf. Daher ermittelt sie im Umfeld des durchtriebenen reichen Winzer-Unternehmers Gregor Riselius (Lukas Miko), dem eine Schwäche für Sex mit noch Minderjährigen nachgesagt wird, sogar undercover. Mehr noch: Winnie steigt ins körperbetonte Cocktail-Kleid. Doch der Einsatz geht spektakulär schief: Ein junger Zuhälter wird erschossen.

Allerdings kommt es noch schlimmer – und das Geschehen rückt noch näher an Heller heran: Auf einem Handy-Video, das sie auswertet, macht die Kommissarin eine schockierende Entdeckung. Dort ist als neue junge Gespielin eines weiteren Loverboys ausgerechnet Nina Verhoeven, die Tochter ihres früheren Kollegen Hendrik (Hans-Jochen Wagner) zu sehen. Eine fieberhafte Hatz setzt ein, um die junge Frau doch noch zu finden und zu retten...

Hans-Jochen Wagner kehrt für den letzten Fall zurück

Kurios dabei: Letztlich ist der "Panik"-Fall damit ein doppelter Abschied von der Reihe: Hans-Jochen Wagner, der längst an der Seite von Eva Löbau für die ARD im Südwesten im "Tatort"-Einsatz ist, hatte sich schon 2018 nach dem achten Fall von seiner ZDF-Rolle getrennt. Nun kehrt er noch einmal kurz zurück.

Wie schon in einigen weiteren Fällen der "Kommissarin Heller"-Reihe zuvor muss der Krimi den Zwiespalt aushalten, gleichzeitig herausragend anders, schroffer sowie wohltuend unangepasst zu wirken und doch wieder sehr konventionell konstruiert und ausgeführt zu sein. Mit anderen Worten: Lisa Wagner sticht aus der oft erschreckenden Biederkeit eines Routine-Kriminalfilms mit all den lästigen Versatzstücken (etwa mit einem standardmäßig moralisch verkommenen, spießig-strengen Vorgesetzten, hier gespielt von Peter Benedict) auffällig heraus.

Bei der Ausnahmeschauspielerin, die auch im Hintergrund der neueren München-"Tatort"-Fälle glänzt, hat man stets das Gefühl, dass sie Dialogpassagen nicht brav aufsagt, sondern ummodelt und zu ihren eigenen macht. Sie wirkt dann wirklich wie ein Fremdkörper in einer betulichen Welt. Und die bittere Patzigkeit der Figur ist der einzige Ausweg.

"Ich werde Sie vermissen", sagt Winnie Heller in ihrem letzten Fall zu ihrer Therapeutin. "Ich Sie auch." Dem kann man sich nur anschließen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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