Dramatischer Appell

Jutta Speidel und ihre Frauenhäuser: "Bitte, lasst uns nicht im Stich!"

Mit ihrem Wohltätigkeitsverein "HORIZONT e.V." bietet Jutta Speidel obdachlosen Müttern und Kindern sowie benachteiligten Familien ein Zuhause auf Zeit. Wegen der Corona-Krise richtete sie nun einen Appell an die Bevölkerung.

Eigentlich sollte ihre strahlende Rückkehr zum ZDF-"Traumschiff" gefeiert werden. Doch vor der Ausstrahlung der "Marokko"-Folge (am Ostersonntag, 12. April) umtreiben Schauspielerin Jutta Speidel, die nach 40 Jahren wieder einmal an Bord des ZDF-Quotendampfers war, große Sorgen: Es geht um ihren Wohltätigkeitsverein "HORIZONT e.V.", der wegen der Coronakrise mit existenziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Im Interview mit der Agentur teleschau richtete die 66-Jährige nun einen emotionalen Appell an die Öffentlichkeit: "Bitte, bitte, liebe Bevölkerung, lasst uns nicht im Stich! Helft uns, das zu überwinden!"

Es ist bereits klar, dass die Pandemie enorme wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringt. Viele verlieren ihre Jobs, haben keine Einnahmen mehr und sind auf Hilfe angewiesen. Auch wohltätige Organisationen wie der Verein "HORIZONT e.V." leiden in diesen Tagen Not. Der Verein, 1997 von der Schauspielerin und Vorsitzenden Jutta Speidel gegründet, bietet obdachlosen Müttern und Kindern sowie benachteiligten Familien ein Zuhause auf Zeit. Den Betroffenen wird geholfen, in der Gesellschaft wieder Fuß fassen zu können und zu einem selbstständigen Leben zurückzufinden. Allerdings hätten sich nun die Zustände in den von HORIZONT betreuten Häusern extrem verschlechtert, wie Jutta Speidel gegenüber der Agentur teleschau verdeutlichte.

"Unsere Räume sind voll bis obenhin, wir haben keine Kapazitäten mehr", so die Schauspielerin. "Wir haben unser Restaurant, die Kulturbühne, die Bildungsstätte, die Werkstätten und die Kita schließen müssen. Es kommt kein Cent mehr rein. Und das Schlimmste ist: Die Frauen verlieren alle ihre Minijobs. Das bisschen, was sie haben, geht ihnen jetzt auch noch verloren. Wir haben so lange darauf hingearbeitet, dass sie sich selbstständig machen und ins normale Leben zurückfinden."

Dass gerade jetzt immer mehr Frauen auf Einrichtungen wie "HORIZONT e.V." angewiesen sind, mache die Lage besonders prekär. "Wir bekommen täglich zahlreiche Notrufe von Frauen, die ihrer häuslichen Gewalt entfliehen möchten. Die Rate der häuslichen Gewalt steigt weiter an, weil keiner mehr gehen kann." Vor allem Kinder seien betroffen, da auch sie keinen Zufluchtsort mehr haben. "Die Familien leben noch dazu in kleinen Wohnungen, weil sie sozial und wirtschaftlich in vielen Bereichen am Existenzminimum schrammen. Das ist grauenvoll", weiß Jutta Speidel zu berichten. Ihrer Meinung nach ist kaum schnelle Besserung in Sicht. "Wenn man den Verlauf in China beobachtet, sind die Prognosen dahingehend, dass eine zweite Welle kommt. Ich glaube, wir sind damit das ganze Jahr beschäftigt", mutmaßt die Schauspielerin.

Sie wisse nicht, sagt Jutta Speidel, wie die angekündigten Töpfe der Regierung "überhaupt realisiert werden sollen". In einem ist sie sich allerdings sicher: Aufgeben wolle sie nicht. "Es ist mein absolutes Herzensprojekt, und ich möchte eigentlich nicht nach 23 Jahren aufgeben. Aber ich weiß nicht, wie ich das Jahr überbrücken soll. Wir haben natürlich ein kleines Polster, das ist für Notzeiten gedacht, aber wie lange das ausreicht, werden wir sehen."

Jutta Speidel hat den privaten Wohltätigkeitsverein "HORIZONT e.V." 1997 gegründet und ist erste Vorsitzende. Weitergehende Informationen zum Verein und zu den Spendenmöglichkeiten gibt es unter www.horizont-ev.org.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte dich auch interessieren