"Indiana Jones und der Tempel des Todes": Umstrittene Fortsetzung
Am zweiten Teil der Trilogie um den Peitsche schwingenden Archäologie-Professor scheiden sich die Geister. Wie das sprichwörtliche "Sandwich"-Kind leidet "Indiana Jones und der Tempel des Todes" (1984), nun wieder einmal bei ProSieben im Programm, in den Augen vieler Kritiker unter einer gewissen Vernachlässigung, nämlich der Charaktere und der Story. Den Genuss am Spektakel mildert dies aber kaum. Eines kann dem Film nämlich nicht vorgeworfen werden: dass er langweilig wäre. Er schickt den Zuschauer auf eine temporeiche Reise und gönnt ihm dabei kaum Verschnaufpausen.
Regisseur Steven Spielberg selbst bezeichnete diesen Teil seiner Saga als den schwächsten. Für seinen Geschmack sei er zu düster geworden, zu humorlos und – zu schnell. Tatsächlich glänzt "Der Tempel des Todes" durch flotte Schnitte, ekliges Geziefer und besonders bösartige Charaktere. Zeitlich spielt er 1935, also vor den beiden anderen Teilen, und die Bösewichte sind nicht die Nazis, sondern indische Sektenanhänger.
Diese beten die Göttin Kali an und arbeiten an der Beschaffung der mystischen Sankhara-Steine, die ihrem Besitzer übernatürliche Kräfte verleihen. Nach solchen strebt Hohepriester Mola Ram (Amrish Puri), und um sich Kalis Gunst zu versichern, hält er Menschenopfer-Zeremonien ab. Als Indiana Jones (Harrison Ford), mehr zufällig als geplant, nach einer actionreichen Einstiegssequenz aus Shanghai flieht – mit seinem Kumpanen Shorty (Jonathan Ke Quan) und Sängerin Willie (Kate Capshaw) im Schlepptau – und in einem indischen Dorf aufschlägt, bietet er dem hiesigen Shamanen sofort seine Hilfe gegen die düsteren Gesellen an.
Die hysterische Figur Willie Scotts ist vielen Fans auch heute noch ein Dorn im Auge. Das permanente Geschrei der klassischen Jungfrau in Nöten ist auch nur schwer zu ertragen. Im direkten Vergleich mit der emanzipierten Marion (Karen Allen) aus Teil 1 zieht die nur wenig selbständige Willie klar den Kürzeren. Doch davon abgesehen wimmelt es von populär gewordenen Szenen: Neben dem Gala-Dinner beim Maharadscha (es gibt Affenhirn auf Eis) ist die spektakuläre Fahrt mit der Lore zu nennen, die auch ohne Computerffekte ein Knaller ist. Was jedoch ein wenig fehlt, ist jener Indy-typische Hauch von Mystik, der im Originalfilm und im dritten Teil viel präsenter ist. Nichtsdestoweniger ist "Der Tempel des Todes" aber auch heute noch einer der großen Abenteuerklassiker.
Ein paar Infos gibt es bereits zum neuen Film, der im April 2020 in die Kinos kommen soll: Nach Teil fünf wird für Ford (75) Schluss sein mit der filmischen Grabräuberei. Spielberg (71) versicherte den Fans aber, dass er die Figur des Indiana Jones nicht sterben lassen wird. Auch das Franchise wird voraussichtlich nicht das Zeitliche segnen: Die Verantwortlichen denken bereits über etwaige Reboot- oder Fortsetzungsmöglichkeiten nach. Sogar ein weiblicher Indy wäre vorstellbar. Eine Indiana Joan also? Das wär doch mal was!
Quelle: teleschau – der Mediendienst