Vor 40 Jahren

"Holocaust": Wie eine Serie das Denken veränderte

von Wilfried Geldner

Vor 40 Jahren, im Januar 1979, sendete die ARD in ihren dritten Programmen erstmals die Serie "Holocaust". Die Serie erregte damals wie keine andere die Gemüter.

Es gab Drohbriefe, Morddrohungen an Redakteure und gar Bombenanschläge auf zwei technische Sendestationen. Doch für Günther Rohrbach, 1979 Fernsehspielchef beim WDR, war es klar, dass man die vierteilige Serie "Holocaust" auch in Deutschland senden müsse. Jetzt wird die Serie, die TV-Geschichte schrieb, in Deutschland zum Gassenfeger wurde und das Denken von Millionen veränderte, noch einmal im deutschen Fernsehen gezeigt. Außerdem erzählt eine neue Dokumentation erstmals die ganze Geschichte hinter diesem epochalen Fernsehformat.

"Holocaust" erzählt an vier Abenden die Geschichte zweier Familien zur NS-Zeit: die der jüdischen Familie Weiss, die großteils im KZ ermordet wird, und die des Täters Erik Dorf, der sich als Jurist um der Karriere willen für die SS entscheidet. In Amerika wurde der Film zwischen Werbeblöcken ausgestrahlt, das millionenfache Echo war dennoch positiv, am Ende wurde die Serie, die für Meryl Streep der Beginn einer großen Karriere war, mit acht Emmys belohnt.

In Deutschland wurde "Holocaust" in allen dritten Programmen ab dem 22. Januar 1979 unter einem enormen Zuspruch nach Bedenken über die ästhetische und historische Qualität an vier Tagen gesendet. Millionen waren entsetzt von dem was, sie sahen, die Medien taten ein Übriges, um "Holocaust" zu einem neuen Ansatzpunkt für den Umgang mit der deutschen Geschichte zu erheben.

WDR, NDR und SWR wiederholen die Miniserie nun nach genau 40 Jahren, am 07. und 08., sowie am 14. und 15. Januar. In einem sehenswerten Making-of von Alice Agneskirchner, "Wie 'Holocaust' ins Fernsehen kam", erinnern sich Schauspieler, Produzenten, Redakteure und Zuschauer sowie Marvin J. Chomsky, der Regisseur, an die schwere psychische Belastung während der Dreharbeiten und die unterschiedlichen Phasen der Rezeption.

Bezeichneten die einen die Serie im Vorfeld abfällig als "Hollywoodserie" (in Wahrheit wurde sie in New York produziert), so waren viele danach tief ergriffen und berührt. "Ich wollte keines der bekannten Schreckensbilder wiederholen", sagt Chomsky rückblickend in der Begleitdokumentation. "Ich habe zeigen wollen, was mit den Menschen passiert ist: Normale Menschen tun anderen normalen Menschen schreckliche Dinge an."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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