Herbert Grönemeyer: Deshalb ist sein neues Album so politisch
Herbert Grönemeyer stellt in Berlin sein neues Album "Tumult" vor. Mit seinen überaus politischen Songs will der 62-Jährige Mut machen, sich zu engagieren.
Gut gelaunt und mit schicker neuer Brille, die den "Intellektuellen" hervorkehren solle, sitzt er im Berliner Edel-Hotel "The Stue" und stellt sein neues Album vor: Herbert Grönemeyer veröffentlicht "Tumult", ein Albumtitel, den der 62-jährige Ausnahmekünstler ("Mensch", "4630 Bochum") nicht umsonst gewählt hat. Auf den Zustand der Welt wolle er damit Bezug nehmen, wie er betont. Auf eine unruhige Zeit voller Ängste und Ressentiments. Insbesondere mit seiner kürzlichen Singleauskopplung "Doppelherz/Iki Gönlüm", in der Grönemeyer über Heimat, Identität und Nationalität mitunter sogar auf Türkisch singt, hat er einen der aufsehenerregendsten deutschen Songs 2018 geschrieben.
Dass es ein politisches Album geworden ist, in "nervösen Zeiten, in denen wir Leben", daraus macht Grönemeyer, der sich schon immer als widerständiger Mutmacher und Gewissen der Nation präsentierte, keinen Hehl: "Wie rücken wir zusammen, damit wir den Rechten Kante zeigen?", fragt er. Man müsse "zusammenstehen, und damit hat es sich". Der braune Elefant im deutschen Raum, er wird bei ihm nicht umtänzelt oder ignoriert. Handeln sei gefragt, so Grönemeyer, der sich dabei auf seine Pott-Herkunft bezieht, wo man lieber mache statt zu reden. "Jeder ist gefragt, sich zu engagieren. Die Zeit ist nicht mehr danach, auf dem Sofa herumzusitzen."
Belehren wolle er dabei nicht, stellt Grönemeyer, der immer ein hohes Maß an Selbstreflexivität besaß, fest. Sondern Mut machen – "das ist mein Job als Musiker". Für Grönemeyer, der auf seinem neuen Album vom Rechtsruck und von Geflüchteten, aber auch von Angst und Anpassung singt, gilt die alte These, dass das Private politisch sei. "Politik ist nichts anderes als Zusammenleben", so der erfolgreichste deutsche Musiker, der nebenbei lapidar bemerkt, dass er seit Jahren schon hauptsächlich nicht mehr in London, sondern in Berlin lebe.
Passend zum Veröffentlichungstermin seines Albums "Tumult" ist Herbert Grönemeyer am Freitag, 9. November, 23 Uhr, zu Gast in der ZDF-Sendung "aspekte". Dort wird der politisch engagierte Musiker nicht nur sein neues Werk vorstellen, sondern auch gemeinsam mit Moderator Jo Schück über den Zustand der deutschen Kultur und Gesellschaft diskutieren. Ein Gespräch, das mit besonderer Spannung zu erwarten ist.
Quelle: teleschau – der Mediendienst