ZDF-Talkshow

Hallervorden bei Illner: Würde ist kein Haarschnitt

Die Kukturbranche leidet weiter besonders unter der Corona-Pandemie. Komiker und Theater-Intendant Dieter Hallervorden macht in der Talkshow von Maybrit Illner seinem Ärger Luft.

Während seit Montag in den Friseurstudios wieder fleißig die Schere geschwungen wird, gucken Kunst und Kultur vorerst weiter in die Röhre. Auch Dieter Hallervordens Schlosspark Theater in Berlin muss noch mindestens drei Wochen zubleiben – und das nach diesem für die Branche harten Winter.

Am Donnerstag war der Schauspieler und Intendant einer prominenten Runde bei "maybrit illner" zugeschaltet, und machte seinem angestauten Ärger Luft: "Mich hat ein bisschen auf die Palme gebracht, dass ein nicht so ganz unbekannter Politiker tatsächlich das hohe Wertgefühl von Würde mit einem Haarschnitt verwebt." Ein Seitenhieb auf den ebenfalls zugeschalteten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.

Mit Würde verbinde Hallervorden ganz andere Werte: "Ich denke dabei an Theater, an Sprache, an Musik, weil das die Werte sind, die Kommunikationsformen der Menschheit." Ob er denn wirklich glaube, die Bundesregierung habe Spaß daran, die Kulturbranche zu quälen, fragte Illner provokant. Hallervorden entgegnete nur, er habe den Perspektivplan gelesen und würde die Bundesregierung bitten, ihm mitzuteilen, wer sie verfasst habe. "Denn ich würde sofort versuchen, ihn als Kabarett-Autor zu gewinnen." Für ihn sei keine klare Linie erkennbar, stattdessen würde unter anderem dank verschiedener entscheidender Inzidenzzahlen Chaos herrschen und möglicherweise Vertrauen verloren gehen.

Corona-Tests vor dem Theater?

Der Komiker sparte nicht mit Kritik an den Plänen der Bundesregierung. So würde der Verfasser des Papiers von der Organisation in seiner Branche so viel verstehen wie "eine Heuschrecke vom Dressurreiten". Ebenso wie Friseure hätte das Theater einen spezifischen R-Wert von 0,5. "Wir haben nachgewiesen, als wir im September spielten, dass hier nicht ein Zuschauer das Coronavirus nach draußen geschleppt hat", erklärte Hallervorden. Des Weiteren gäbe es seit Wochen Testmöglichkeiten: Der Künstler schlug beispielsweise vor, in Zelten vor dem Theater zu testen.

Dabei stellte er klar, auch mit starken Einschränkungen den Theatersaal wieder aufschließen zu wollen: "Ich würde unter jeder Bedingung, die mir gestellt wird, öffnen." Selbst, wenn das Schlosspark Theater vorerst nur für Geimpfte zugänglich wäre? "Wenn das die Möglichkeit wäre, um das Theater wieder zu öffnen, würde ich dem auch nachkommen", erklärte er unter anderem Christian Lindner von der FDP und Manuela Schwesig von der SPD. Es gäbe genug kulturhungrige Leute in diesem Land, die anstatt sich "zu Hause im Käfig zu quälen", die Chance bekommen sollten, wieder am kulturellen Leben teilzunehmen.

In seinem hohen Alter gehört der Theaterleiter zur Risikogruppe und hat vor kurzem bereits seine zweite Impfdosis erhalten. Der Weg dorthin sei allerdings nicht so einfach gewesen. "Ich habe lange telefonieren lassen müssen", so Hallervorden. Allerdings habe er die Impfung ohne Beschwerden vertragen. "Es ist mir absolut gut bekommen, ich fühle mich wohl", erklärte der Komiker – und unterstrich mit einem angefügten "im Rahmen der Bedingungen" noch einmal die schwierige Situation der Künstler.

Von den anwesenden Politikern forderte Dieter Hallervorden zum Abschluss Verständnis für die Forderung, Kunst und Kultur in der Verfassung zu verankern. Ein Vorschlag, der im Laufe der Diskussion unterging.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte dich auch interessieren