"Der Stahlbaron": Wie Hermann Röchling mit den Nazis tanzte
Der Stahlunternehmer Hermann Röchling (1872-1955) war einer der mächtigsten Industriekapitäne Deutschlands. Im Dritten Reich diente der Saarländer mit seiner Kriegsproduktion und als "Wirtschaftberater" dem Nazi-Regime, machte es sich aber auch selbst zunutze. Heute würde man wohl sagen: ein Raubtierkapitalist.
Der Gründer der Völklinger Hütte, die heute zum Weltkulturerbe zählt, beutete in beiden Weltkriegen französische Bodenschätze aus und beschäftigte in den Kriegen massenhaft Zwangsarbeiter, die so schlecht behandelt wurden, dass selbst Nazi-Beamte überlegten, ob man intervenieren müsse. 14.000 Zwangsarbeiter schufteten zu Hochzeiten für Röchling und die deutsche Waffenproduktion. Gleichzeitig galt der Unternehmer, der nach dem Zweiten Weltkrieg nur milde bestraft wurde und in der jungen Bundesrepublik noch einmal in "besten Kreisen" verkehrte, als treusorgender Patriarch und Mann mit vielen künstlerischen Talenten. In ihrem 90-minütigen Dokumentarfilm "Der Stahlbaron – Hermann Röchling und die Völklinger Hütte" nimmt Nina Koshofer die Biografie des umstrittenen Unternehmers detailliert unter die Lupe.
Entscheidende Lebenssituationen werden in dem Film mithilfe von Spielszenen nachempfunden. Dabei dient Röchlings Karriere durchaus als Blaupause für Leben und Karrieren weiterer deutscher Industriekapitäne, die hemmungslos zum eigenen Vorteil mit dem menschenverachtenden System kollaborierten.
Grenznahe Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen während der Nazi-Zeit stehen auch im Fokus der nachfolgenden ARTE-Doku "Sigmaringen, Hauptstadt Frankreichs", die um 21.45 Uhr folgt. Im September 1944 wurde das Schloss Sigmaringen Regierungssitz einer mit Nazi-Deutschland verbündeten französischen Exilregierung unter Marschall Pétain. Eine knapp 80 Minuten lange Doku von Serge Moati, die aus dem Jahr 2016 stammt, versucht, jene kurze und weitgehend unbekannte Phase zu durchleuchten, in denen französische Nazi-Kollaborateure vom deutschen Endsieg träumten.
Einen Abend rund um Kriegsschuld und deren Aufarbeitung beschließt eine ältere britische Dokumentation "Nürnberg – Die Prozesse" (2006), die sich vor allem der Karriere Albert Speers widmet.
Die ARD zeigt den Film nach der Erstaustrahlung bei ARTE am 1. April um 23.30 im Rahmen der Reihe "Geschichte im Ersten".
Quelle: teleschau – der Mediendienst