"Der Kommissar und das Kind": Thriller mutiert zur Psychostudie
Nach dem Verschwinden einer Zweijährigen fühlt sich der Ermittler an einen früheren Fall erinnert. Der Thriller "Der Kommissar und das Kind" zeigt die verzweifelte Suche als psychologische Studie.
Ein Kind, das verschwindet: Seit jeher ein Topos, der in Filmen und Serien funktioniert und fesselt. Echte Fälle wie jener des britischen Mädchens Maddie rückten die fiktiven Schreckensvorstellungen in den letzten Jahren in bedrückend reales Licht. So schwingen diese eingebrannten Erinnerungen an verzweifelte Eltern und hysterische Medien auch im ZDF-Kriminalthriller "Der Kommissar und das Kind" (2017) immer mit, den das Zweite nun wiederholt. Das düstere Krimi-Thriller-Gemisch erzählt von einer verschwundenen Zweijährigen, einem kaputten Kommissar und einer von Schuld zerfressenen Mutter.
Tatsächlich erinnert einiges an den Vermisstenfall Maddie: Ein kleines Mädchen verschwindet eines Nachts einfach aus seinem Bett, während die Eltern mit Gästen nur ein paar Räume weiter essen. Die Mutter, eine bekannte Fernsehmoderatorin namens Caroline Schäfer (Anja Kling), findet nur noch eine Puppe vor. Es beginnt eine fieberhafte Suche nach dem Kind, das mit hoher Wahrscheinlichkeit entführt wurde. Nur warum und von wem? Darüber sind sich die Ermittler uneinig.
LKA-Psychologin Susanne Koch (Meike Droste) glaubt, die Karriere der überarbeiteten Fernsehfrau spielt eine Rolle – viele sehen in ihr eine schlechte Mutter. Ihr Kollege und Partner Martin Brühl, als kaputter Kommissar von Roeland Wiesnekker herausragend getroffen, sieht hingegen Kidnapper am Werk, die das wohlhabende Paar erpressen wollen. Vor allem aber, und das macht des Ermittlers psychische Labilität aus, fühlt er sich an einen früheren Fall erinnert, in dem ebenfalls ein Kind verschwand.
Aus dieser Gemengelage stricken die Autoren Christoph Darnstädt und Annette Simon einen Thriller, der langsam zur Psychostudie gerät: Ist Brühl, den der Fall abermals mitnimmt, der frühere Fehler gutmachen will, überhaupt für die Ermittlungen geeignet? Hat man seine Kollegin zur Kontrolle gar auf ihn angesetzt? Zum anderen erlaubt der Thriller einen Blick auf die Mutterschafts-Ideologie unserer Gesellschaft: "Ich bin nicht nur auf Muttertier gepolt", schreit Moderatorin Schäfer, der einige insgeheim die Schuld geben, ihren Mann an. Angesichts jener herausragend gespielten seelischen Abgründe seiner Protagonisten wird die Auflösung des Films zur Nebensache.
Quelle: teleschau – der Mediendienst