Interview mit Experte Sven Deutschmanek

So läuft es hinter den Kulissen von "Bares für Rares" ab

von Petra Esselmann

Schon als Jugendlicher ging er lieber auf den Flohmarkt als in die Diso: "Bares für Rares"-Experte Sven Deutschmanek. Im Interview erklärt er, wie es ihm nach seiner OP geht und was rund um die Dreharbeiten passiert.

Wie das Leben manchmal spielt ... Eines Sonntags saß Antiquitätenhändler Sven Deutschmanek daheim auf dem Sofa, schaute eine der allerersten Folgen von "Bares für Rares" und war begeistert. Am nächsten Tag rief die Produktionsfirma bei ihm an, um ihn für die Show kennenzulernen. Im Interview erinnert sich der beliebte Trödel-Experte, wie es dazu kam, dass er nun schon seit der zweiten Staffel im Jahr 2014 zum Team der populären ZDF-Nachmittags-Show gehört. Außerdem erzählt er, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Gesundheit plötzlich für Schlagzeilen sorgt. Nach mehreren Wochen Drehpause aufgrund einer Operation steht der 43-Jährige, der mit seiner Familie in Bad Salzuflen lebt, wieder vor der Kamera und bewertet die Objekte, die ihm und Moderator Horst Lichter vorgestellt werden. Im Gespräch zeigt sich, was auch er mit den meisten seiner Kollegen gemeinsam hat und was mit den Erfolg von "Bares für Rares" ausmacht: Ob in der Show, bei Instagram oder am Telefon – Sven Deutschmanek ist, wie er ist: unterhaltsam, geradeheraus, unkompliziert.

prisma: Sie mussten aus gesundheitlichen Gründen 35 Drehtage lang aussetzen bei "Bare für Rares". Seit ein paar Wochen stehen Sie wieder vor der Kamera. Wie geht es Ihnen?

Sven Deutschmanek: Aktuell eigentlich ganz gut. Der Heilungsprozess dauert zwar noch ein bisschen, der Neurochirurg hat gesagt: 500 bis 600 Tage. Jetzt bin ich gerade mal seit fünf Monaten operiert. Aber es scheint alles ganz gut geworden zu sein.

prisma: Sie hatten sich Ende Januar verabschiedet mit dem Social-Media-Post: "Ich bin dann mal (kurz) weg... Zwangspause #hws #op #ingutenhänden". Sie wurden an der Halswirbelsäule operiert?

Deutschmanek: Ich hatte eine sogenannte Neuroforamenstenose, eine Verengung oben an der Halswirbelsäule. Ich habe längere Zeit versucht, dem mit Krankengymnastik entgegenzuwirken. Dann ist wahrscheinlich auch einigen Leuten aufgefallen, dass ich aufgehört habe zu rauchen und ein bisschen dicker geworden bin – was jetzt aber auch schon langsam wieder zurückgeht! Nichtsdestotrotz kam ich gemeinsam mit meinem Neurochirurgen zu dem Schluss: Es reicht, wir operieren. Es wurde mir ein Cage, ein Abstandshalter, eingesetzt, damit die Nerven wieder frei sind. Das war, glaube ich, auch die richtige Entscheidung.

prisma: Diese Auszeit war durchaus Thema in den Medien. Wie ist das, wenn die eigene Gesundheit plötzlich für Schlagzeilen sorgt?

Deutschmanek: Das ist schon ein bisschen komisch. Ich sehe mich ja selber nicht als TV-Promi. Ich habe noch immer gar nicht so richtig realisiert, was in den letzten Jahren in meinem Leben passiert ist! Ich denke, es gibt in der Welt wichtigere Themen, als über meine Gesundheit zu diskutieren. Ich fand es aber sehr, sehr nett, was ich für Zuschriften bekommen habe, als ich die OP hatte! Ansonsten versuche ich, Privates aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, um meine Familie schützen. Aber unsere Sendung und auch jeder einzelne Charakter bei "Bares für Rares" hat eine Fan Base. Ich denke, die sollten wir auch ein Stück weit bedienen. Das muss nicht immer in Zusammenhang mit der Show stehen. Man kann sich auch einfach mal bei Social Media darüber freuen, dass man Vater geworden ist oder dass man eine tolle Frau an seiner Seite hat. Das kann man ja auch dezent machen. Ich gebe als Person so viel preis, dass es für beide Seiten, für die Fans und für mich, noch in Ordnung ist.

prisma: Haben Sie sich in Sachen Umgang mit der Popularität beraten lassen?

Deutschmanek: Ne, ich glaube, gesunder Menschenverstand reicht da aus. Aber man darf nicht vergessen, dass jeder von uns, der Bestandteil dieser Sendung ist, irgendwann mal so da rein gerutscht ist. Da war ja keiner Fernseh-Profi. Natürlich habe ich mir Ratschläge geholt. Der beste Ratgeber war für mich Horst Lichter. Er ist schon länger in der Branche und einfach fit, was das Thema angeht.

prisma: Reingerutscht sind Sie ja nicht nur ins Fernsehen, sondern auch in den Antiquitätenhandel. Sie haben ursprünglich mal einen anderen Beruf erlernt ...

Deutschmanek: Genau, ich bin gelernter Kfz-Mechaniker. Ich habe aber schnell festgestellt, dass das nicht mein Traumberuf ist.

prisma: Wie wurde aus dem Kfz-Mechaniker der Antiquitätenhändler?

Deutschmanek: Das war immer mein großes Hobby. Ich habe mich schon mit 16 Jahren sehr für Antiquitäten interessiert. Ich sage mal: Die anderen gingen in die Disko und ich auf den Flohmarkt. Das heißt jetzt nicht, dass ich ein Stubenhocker war! Aber nachdem ich die Mofa-Fahrlizenz erworben hatte, verbrachte ich sehr, sehr viele Wochenenden auf Flohmärkten. Dafür fuhr ich am Samstag morgens manchmal 30 Kilometer weit.

prisma: Was hat Sie daran so fasziniert?

Deutschmanek: Ich hatte schon immer eine Affinität zu kuriosen und alten Sachen. Die Geschichten dahinter interessierten mich. Am tollsten fand ich, dass ich dort andere Leute und auch Sammler kennenlernte. Man kam ins Gespräch, tauschte Adressen aus, ich wurde auch mal eingeladen. So habe ich mir das alles im Laufe der Jahre selbst beigebracht, habe es sozusagen auf der Straße gelernt. Später hatte ich dann auch mein Ladengeschäft.

prisma: Was war Ihr Spezialgebiet?

Deutschmanek: Meine allergrößte Leidenschaft waren damals schon Vintage-Uhren. Uhren-Klassiker, auch die teureren Marken, Silberwaren und Designklassiker. Ich habe auch versucht, mich zu Hause minimalistisch einzurichten.

prisma: Wie darf man sich Ihr Zuhause vorstellen?

Deutschmanek: Ich bin wirklich sehr, sehr minimalistisch eingerichtet. Viele Leute denken, bei mir würde es aussehen wie im Museum. Andere, die mich besuchen kommen, finden es teilweise sogar zu karg. Bei mir gibt's keine Stehrümchen. Alles ist auf das Wichtigste reduziert. Ich stelle mir lieber einen vernünftigen Esstisch von einem Designer rein, bevor ich da was zusammenkaspere. Die wenigen Objekte, die da stehen, sprechen für sich. Das Einzige, das ich wirklich sammle, sind Uhren. Aber da habe ich mich jetzt auch von vielen getrennt.

prisma: Den Laden führen Sie jetzt aber nebenbei gerade nicht mehr?

Deutschmanek: Nein. Als ich damals bei "Bares für Rares" anfing, wollte ich mich voll darauf konzentrieren. Diese Fernsehgeschichte ist für mich nach wie vor ein enormer Lernprozess. Ich lerne dort jeden Tag weiter dazu!

prisma: Wie sind Sie für "Bares für Rares" entdeckt worden?

Deutschmanek: Das ist eine ganz interessante Geschichte: Es wurden ja damals sechs Pilotfolgen gedreht. Ich kann mich erinnern, dass ich mal sonntags (anfangs lief "Bares für Rares" im ZDF noch sonntags, Anm. d. Red.) auf der Couch saß, die Sendung sah und dachte: Das ist ja total super! Unterhaltsam, man kann sehr viele Infos aus der Sendung ziehen, es wird vernünftig erklärt! Montags fuhr ich dann in meinen Laden, gegen zehn Uhr vormittags klingelte mein Telefon, und die Produktionsfirma von "Bares für Rares" war dran! Eine Mitarbeiterin erklärte mir: Wir drehen ein Fernsehformat, dafür hätten wir Sie vielleicht gerne. Aber wir möchten Sie erst einmal besuchen. Später wurden Testdurchläufe gemacht via Skype: Mir wurden ohne Info vorab Objekte vor die Nase gehalten, die ich dann erklären sollte.

prisma: Wie sind die auf Sie aufmerksam geworden?

Deutschmanek: Durch meinen Internet-Auftritt. Ich hatte ein sehr interessantes Logo und eine Homepage, die sehr gut aufgestellt war, auch in der Google-Suche.

prisma: Dass Sie nicht nur ein guter Experte, sondern auch ein guter Entertainer sind, haben Sie aber schon vor "Bares für Rares" gemerkt, oder?

Deutschmanek: Das höre ich häufiger (lacht). Das habe ich nicht vorher gemerkt, aber andere! Es fing schon damit an, dass ich früher Schülersprecher war, dann natürlich auch die ganzen Schulveranstaltungen moderierte. Aber ich bin kein Entertainer, sondern ich bin einfach so, wie ich bin.

prisma: Wie läuft denn nun so eine Expertise bei "Bares für Rares" ab? Sie sehen ja die Objekte nicht beim Dreh zum ersten Mal?

Deutschmanek: Die Produktionsfirma Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH beschäftigt natürlich Kunsthistoriker, die in den Bewerbungsprozess involviert sind. Die Leute bewerben sich ja mit ihren Objekten bei der Show. Dann wird erst einmal ausgewählt. Wir bekommen vorab Infos zu den Objekten, die bestehen aber zum größten Teil nur aus Bildern und vielleicht zwei, drei Zeilen. Davon lasse ich mich aber nicht beeinflussen. Man kann ein Objekt über Fotos überhaupt nicht bewerten, ich muss es in der Hand haben. Auch die Expertisen-Preise macht jeder von uns selbst.

prisma: Wie?

Deutschmanek: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Preis zu ermitteln. Manche richten sich nach Auktionsergebnissen. Ich nenne häufig einen Preis, von dem ich denke, dass man den dafür bekommen könnte. Das sind die Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe. Um einen Marktwert nennen zu können, einen Mittelwert, brauche ich ja erst einmal drei Einzelergebnisse. Es gibt aber verschiedene Preise: Es gibt Sammler- und Liebhaberpreise und es gibt Händlerpreise.

prisma: Haben Sie vorher noch Zeit für Recherchen?

Deutschmanek: Wenn die Leute anreisen, werden sie von redaktionellen Mitarbeitern in Empfang genommen und die Objekte abgelegt in einen separaten Raum. Da kann ich mir das Objekt natürlich vorher einmal anschauen. Aber der Erstkontakt mit den Verkäufern passiert wirklich immer erst am Tisch. Wir sprechen vorher kein Wort mit den Leuten.

prisma: Tauschen Sie sich auch mit den Kollegen aus?

Deutschmanek: Die Experten sind abgeschottet von den Händlern. Wir sind in unterschiedlichen Hotels untergebracht während der Dreharbeiten, damit es nicht zu irgendwelchen Absprachen kommen kann. Das wäre aber auch nicht in unserem Interesse, sonst würden wir ja die schönen Geschichten kaputtmachen! Unter uns Experten ist es ganz nett, dass wir uns vor dem Dreh gegenseitig noch beraten können. Jeder bringt seine Erfahrung mit ein, jeder hat sein Spezialgebiet. Da ist es manchmal ganz hilfreich, die anderen beiden, die an dem Tag auch drehen, zurateziehen zu können. Wir verbringen aktuell einfach sehr viel Lebenszeit miteinander, und das funktioniert auch.

prisma: Was macht Ihrer Meinung nach den Erfolg der Show aus?

Deutschmanek: Unter anderem, dass wir keine Schauspieler da stehen haben. Wir auf unserer Seite sind echt und die Leute, die zu uns kommen, auch. Wenn dann eine Verkäuferin aufgeregt da steht, weil es für sie auch noch etwas ganz Besonderes ist, den Herrn Lichter zu treffen, dann merkt der Zuschauer das einfach. Häufig werde ich angesprochen: Ihr habt doch bestimmt ein Script! Nein, haben wir nicht! Die Expertise und der Flow, der sich dabei entwickelt, entsteht einfach von selbst. Sie glauben auch gar nicht, wie viel wir am Set lachen!

prisma: Welche Geschichte zu welchem Objekt ist Ihnen bislang besonders im Gedächtnis geblieben?

Deutschmanek: Die Isabella Borgward. Da kam ein Herr, der dieses Auto über viele Jahre restauriert hatte. Ich nannte einen Expertenpreis, nachher kam es zum Verkauf, und das war eine sehr emotionale Sache. Der Herr weinte dann auch vor der Kamera, und ich glaube, da mussten wir alle ein bisschen schlucken. Aber eigentlich ist jeder Fall schön.

prisma: Gab es mal ein Objekt, bei dem Sie sich geärgert haben, dass Sie als Experte nicht mitbieten dürfen?

Deutschmanek: Eigentlich nicht ... doch! Es gab mal eine Omega Speedmaster, eine Uhr, die ich gerne gehabt hätte. Aber da weiß ja jeder von uns, dass man das nicht darf.

prisma: Gehen Sie immer noch auf Flohmärkte?

Deutschmanek: Nicht mehr so häufig wie früher. Heute ist das nicht mehr so leicht. Ich habe mir einen Bart wachsen lassen und eine Sonnenbrille aufgesetzt, aber ich werde trotzdem erkannt. Ich bin ja bei "Bares für Rares" als Experte und nicht als Händler, deshalb werde ich eher so angesprochen: Herr Deutschmanek, sagen Sie doch mal, was kann ich dafür nehmen? Es ist natürlich nicht mehr so, dass ich den mega Schnapper machen kann. Wenn ich Kaufinteresse zeige, denken viele, das müsste jetzt etwas ganz Tolles sein. Dabei sind es manchmal einfach Kleinigkeiten, die ich ganz nett finde, die aber keinen großen Wert darstellen. Dann legen manche Verkäufer es lieber erst noch einmal zur Seite und gucken selbst nach, bevor Sie es mir verkaufen. Aber ich würde ja die Leute nie übers Ohr hauen, sondern immer einen fairen Preis bezahlen!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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