Wie kann der Mensch das Artensterben stoppen? Und warum ist das so wichtig? Eine sehenswerte ARTE-Doku gibt Einblicke in die Arbeit der Artenschützer.
Es ist eine traurige Bilanz: In der Existenzgeschichte des Menschen sind noch nie so viele Tier- und Pflanzenarten ausgestorben wie in den vergangenen Jahren. Jeden Tag verschwinden unzählige Blumen, Vögel und Insekten. Sie werden Opfer des Klimawandels oder des unermüdlichen Strebens nach Fortschritt und Wachstum. Doch es gibt auch Hoffnungsträger: Nahezu überall auf dem Planeten kämpfen engagierte Forscher für den Erhalt bedrohter Arten. Mit welcher Leidenschaft und mit wie viel Herzblut sie an diese Aufgabe herantreten, zeigt der neue Dokumentarfilm "Arten retten – Gegen das große Verschwinden" auf ARTE.
Die Filmemacherin Inga Turczyn begleitet Artenschützer auf mehreren Kontinenten. Ihr Fazit: "Der Planet ist erkrankt, und es liegt allein an den Menschen."
Die bekannteste im Beitrag porträtierte Forscherin ist die Primatologin Jane Goodall: Seit 60 Jahren kämpft die Britin gegen die Entfremdung des Menschen von der Natur. In den 1960-ern war ihr Forschungsprojekt bahnbrechend: "Viele Professoren sagten zu mir, ich würde alles falsch machen: Schimpansen Namen zu geben, sei nicht wissenschaftlich. Ich solle sie durchnummerieren. Ich durfte nicht über ihre Persönlichkeiten sprechen, darüber dass sie fähig sind, Probleme zu lösen, dass sie Emotionen wie Freude, Trauer, Verzweiflung empfinden. Diese Gefühle galten als rein menschlich."
Heute wissen Artenschützer es besser. In einer kleinen Rettungsstation zwischen riesigen Ölpalmenplantagen auf Borneo kümmern sich Menschen liebevoll um die verwaisten Orang-Utan-Babys. Sie füttern sie und bereiten sie sieben Jahre lang auf ihre Auswilderung vor. Doch die Orang-Utans sind nicht die einzigen vom Aussterben bedrohten Tiere: Das Nördliche Breitmaulnashorn hat es bei weitem heftiger getroffen. Im Jahr 2018, erzählt der Film, hätten nur noch drei Exemplare auf der Welt gelebt. Mit dem Tod des letzten Bullen scheint ihr Aussterben nun endgültig besiegelt. Ihre einzige Hoffnung ist eine künstliche Befruchtung verwandter Arten. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin arbeitet bereits an einer Methode. Bis dahin werden die verbleibenden Nashörner Tag und Nacht von bewaffneten Rangern beschützt.
"Artenschutz ist eine lebensgefährliche Aufgabe", erklärt Jane Goodall. Doch auch kleinere Taten könnten in der Summe großes bewirken: "Wir müssen darüber nachdenken, was wir essen, kaufen und anziehen. Wo kommen die Sachen her?" Der Mensch muss umsichtig mit der Natur umgehen. Denn jede ausgestorbene Art bringt das Ökosystem ins Wanken und gefährdet auch den Menschen. Das gilt für die fernen Länder ebenso wie für unsere eigene Heimat: Auch hierzulande müssen Tausende Ameisen für den Bau von Straßen umgesiedelt und Fledermäuse vor einer Rückübertragung des SARS-Virus geschützt werden.
Nur so können wir das überlebenswichtige Ökosystem erhalten und Katastrophen wie die australischen Buschbrände in Zukunft verhindern. Doch es gibt Hoffnung: Hin und wieder tauchen scheinbar ausgestorbene Arten plötzlich wieder auf. Der Grund für den sogenannten "Lazarus-Effekt" seien die Erholung einer ausgestorbenen Art oder eine Lücke in der geologischen Forschung.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH