alpha-retro - Seemannsfrauen (1990)

Fr., 14.03. • 42 Min.
"Die Interessen unserer M\xe4nner sind unsere Interessen", sagen die Seemannsfrauen. Sie machten mobil gegen die Einf\xfchrung des 2. Deutschen Schiffsregisters, das Reedern erlaubt, ausl\xe4ndische Seeleute auf deutschen Schiffen nach Billigtarifen ihrer Heimatl\xe4nder anzuheuern. Sie gingen auf die Stra\xdfe, setzten Gespr\xe4che mit Politikern durch, warnten vor den sozialen Folgen.\x0a\x0aDoch das 2. Register ist inzwischen Realit\xe4t. Unter den deutschen Seeleuten und ihren Familien herrscht Katastrophenstimmung. Ein deutscher Matrose muss seither von einer Heuer zur n\xe4chsten um die blanke Existenz f\xfcrchten. Manche Seemannsfrau denkt mit Sorge an ihren Mann, wenn er auf See ist, von Isolation und Vereinsamung der M\xe4nner an Bord \xfcber acht bis neun Monate hinweg ist die Rede.\x0a\x0aMit einer aus verschiedenen Nationen zusammengew\xfcrfelten Mannschaft, da sind nicht einmal Gespr\xe4che m\xf6glich. Die Folgen: der Alkohol- und Drogenkonsum auf den Schiffen nimmt zu. Die Selbstmordrate steigt. Niemand kann - bei solch extremen Arbeitsbedingungen - f\xfcr die Sicherheit von Schiff und Ladung garantieren. Ungl\xfccksf\xe4lle auf See, wie das Inferno auf dem F\xe4hrschiff Scandinavian Star oder die von der Exon Valdez verursachte \xd6lpest vor Alaska, sind exemplarische Beispiele.\x0a\x0aSeemannsfrauen leben \xfcberall: im Ruhrgebiet, im Harz, im Schwarzwald, in der Gro\xdfstadt und auf dem Lande. Oft in die Rolle der moralisch nicht ganz integren Au\xdfenseiterin gedr\xe4ngt, geraten diese Frauen leicht ins gesellschaftliche Abseits. Monatelang auf sich allein gestellt, m\xfcssen sie fertig werden mit Kindererziehung, finanziellen Sorgen sowie argw\xf6hnischen Nachbarn. Deshalb treffen sie sich einmal im Jahr in der Kimmer Heide, um zu reden, sich kennenzulernen und auf der Suche nach Gemeinsamkeiten.