Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen
13.05.2024 • 22:15 - 23:55 Uhr
Kultur, Künstlerinnenporträt
Lesermeinung
Elfriede Jelineks Werke behandeln häufig zeithistorische Ereignisse und kontroverse Figuren, die als Inspiration für ihre Kunst dienen.
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Elfriede Jelineks Romane wurden in viele Sprachen übersetzt und ihre Theaterstücke weltweit aufgeführt. 2004 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.
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Am liebsten wäre Elfriede Jelinek gerne unsichtbar - nach so vielen Verleumdungen.
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Originaltitel
Elfriede Jelinek - die Sprache von der Leine lassen
Produktionsland
D, A
Produktionsdatum
2021
Altersfreigabe
12+
Kultur, Künstlerinnenporträt

Die Klavierspielerin aus der Steiermark

Von Wilfried Geldner

Zurückgezogen von der Öffentlichkeit, gibt Elfriede Jelinek seit ein paar Jahren keine Interviews mehr. Claudia Müller (BR / ORF) macht das Beste daraus: Ihre Doku-Kinokroproduktion von 2022 Ist ein farbiges Mosaik aus wunderbaren Jelinek-Sätzen, Austro-Dokumenten und Reflexionen.

Eine "Grundbefindlichkeit" habe ihr leider "eine persönliche Teilnahme am Film unmöglich gemacht", ließ die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren, wissen, als die Dokumentaristin Claudia Müller an sie herantrat. Macht aber nichts, es ist trotzdem ein ebenso unterhaltsamer wie aufregender Film entstanden, der von der Sprachgewalt, aber auch von den Auftritten – Dank an die Archive! – der österreichischen "Skandalautorin" lebt. Ältere Statements zu Poesie und (vor allem) zu Österreich wirken immer in dem Film "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" noch wie neu. Ärgere Watsch'n hat noch nie jemand versetzt als die Jelinek ihren Landsleuten. Das aber mit größter Sprachgewalt und immer zum Auf-der-Zunge-Zergehenlassen.

Allerdings: Man merkt, wie sich die Selbstinterpretationen, die Statements vor den Kameras von der im poetischen Feuer gehärteten Dichtung unterscheiden. Dass die Volkstums-Ösis "Zombies" sind, die so handeln, wie sie handeln müssen: Nun ja – wie viel schöner ist da doch so ein reflektierter Satz, wie: "Ich ist seiner nicht Herr im eigenen Haus. Es ist höchstens der Hausmeister, der die Böden des Bodenlosen wischt."

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Seit dem Nobelpreis, den sie 2004 bekam für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen", schweigt sie lieber, weil sie sonst ja ihre Literatur, Romane wie "Die Klavierspielerin", Dramen wie "Burgtheater" und Gedichte und Hörstücke nur verwässern würde. Stattdessen lässt sie ihre Homepage reden.

Dass sie von der Mutter von Kindheit an unterdrückt und zum musikalischen Genie zugerichtet wurde, ist längst kein Geheimnis mehr. Fünf Instrumente gelernt, Orgelabschluss am Wiener Konservatorium, in Innsbruck erste Preise in Poesie beim Jugendkulturwettbewerb. Aber auch Sigrid Löffler und Marcel Reich-Ranicki kreuzen noch einmal auf, wie sie sich im "Literarischen Quartett" um Jelineks rigoros feministische Sex-Betrachtung streiten, die Zeitzeuginnen des Massakers von Rechnitz an jüdischen Zwangsarbeitern 1945 und der Sündenfall der Burgtheater-Schauspielerin Paula Wessely bleiben keineswegs außen vor. Als die Mutter längst nicht mehr da war, sorgten Waldheim und Haider rechtzeitig für bösen Nachschub. Der Stoff in ihrer Rolle als literarische Nestbeschmutzerin ging jedenfalls nie aus.

Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen – Mo. 13.05. – ARTE: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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