Neue Folge der VOX-Reihe

TV-Koch schmeißt Backblech durchs Studio: Dessert bringt Sebastian Lege an seine Grenzen

28.11.2023, 09.39 Uhr
von Rupert Sommer

Sebastian Lege machte sich bereits auf die Suche nach dem besten Pizza-Rezept und dem leckersten Döner. Nun hat der TV-Koch die Desserts unter die Lupe genommen. Dabei ist der Genießer gar kein Freund von süßen Speisen. 

Klar, Sebastian Lege ist kein Mann fürs Lauwarme, für die leisen Zwischentöne und für die vornehme Zurückhaltung. Wenn ihm Essen schmeckt – wie zuletzt Deutschlands bester Döner -, dann stöhnt er genussvoll und laut auf, sodass man sich fast ein wenig fremdschämen muss vor dem Fernsehgerät. Der gebürtige Bremer mit dem Genießer-Body liebt das Essen von ganzem Herzen. Und wenn ihm das Wasser im Mund zusammenläuft, findet er dafür auch die genau richtigen Worte – selbst wenn die sich nicht immer jugendfrei anhören.

Lege: "Meine Hände sind kleine, dicke Wurstfinger"

Umso verblüffender die pure Verzweiflung, die man ihm zunächst in jeder Sekunde der neuen Folge ansieht. Diesmal sollte es um verführerische Nachtisch-Gerichte – Tiramisu, Schokopudding oder Crème Brûlée – gehen. Doch siehe da: Sebastian Lege kann mit derlei überhaupt nichts anfangen. "Ich hasse süß", schimpft er in der bislang dritten Ausgabe seiner Geheimrezepte-Mission schier unentwegt. "Süß ist für mich wie für andere scharf", mosert er. "Das tut mir weh."

Schon verstanden. Lege interessiert sich einfach nicht für Desserts. Lieber würde er ein Mehr-Gänge-Mahl herzhaft ausklingen lassen – etwa mit einem Käseteller. Doch die Verachtung für das Süße scheint tiefer zu sitzen. Das filigrane Anrichten, Dekorieren und Beträufeln von erlesenen Nachtisch-Varianten scheint eine schambehaftete Schwäche offenzulegen. Lege kann das einfach nicht. Und ihm fehlt nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch die nötige Geduld für die süßen Verführungen. "Meine Hände sind kleine, dicke Wurstfinger", schimpft er. "Meine Stärke ist Geschmack."

Und nur so kann man dann auch einen völlig veränderten, fast verzweifelten Chaos-Koch verstehen, der diesmal komplett an seine Leistungsgrenzen gerät. Lege schlägt theatralisch die Hände vors Gesicht, er läuft knallrot an, tobt und flucht. Wieder und wieder scheitert er bei seiner fixen Idee vom angetrockneten Schokopudding, den er – notgedrungen, man muss ja mitmachen bei einem Wettbewerb! – als pfiffiges Topping über sein Dessert-Gericht rieseln lassen möchte.

Süße ohne Zucker: Warum nicht mal Paprika ans Dessert?

Egal ob kurz angebacken im Pizza-Ofen oder kurzfristig in die Dörr-Maschine gepfeffert: Die süße braune Masse bleibt feucht. Da platz Lege der Kragen. Wutentbrannt fegt er das Backblech auf den Küchenboden, dass es ordentlich scheppert. Ein Profi auf dem Tiefpunkt.

Doch Lege wäre nicht Lege, wenn er sich dann nicht doch zusammenreißen könnte: "Natürlich ist mein Ehrgeiz gepackt", sagt er über die Challenge der dritten Folge, die er zwar innerlich hasst – dann aber selbstverständlich doch annimmt. Und wieder einmal vertraut er auf sein Bauchgefühl, auf Einschätzungen des Massenmarkts und auf äußerst ungewöhnliche Trick-Zubereitungen im Lege-Labor.

So kommt der Rotationsverdampfer zum Einsatz, um Vanille-Extrakt zu produzieren, das sich wie ein süßes Parfüm über den Nachtisch legt. Und natürlich fackelt Sebastian Lege nicht lange, wenn es was zu flambieren oder Zucker zu karamellisieren gilt – mit dem Bunsenbrenner!

Besonders geschickt: Wieder einmal holt sich der Profi, der das Genießen mit wissenschaftlicher Akribie durchleuchtet, Inspirationen von den Besten. Ihn führen seine Forschungsreisen diesmal unter anderem zu René Frank, dem deutschen Dessert-Papst. Der Chef-Patissier hat mit Nachspeisen bereits zwei der heißbegehrten Michelin-Sterne ergattert.

Konditormeisterin vs. Lege

Von Frank schaut sich Lege den Mut ab, beim Süßen einfach mal auf herkömmlichen Zucker zu verzichten. Tatsächlich wird ein Clou des Wettkampf-Desserts, mit dem der Lebensmittelexperte später ins Finale zieht, eine Garnierung mit Erdbeer-Salsa sein. Dort basiert die Süße auf eingekochtem Gemüse: roter Spitzpaprika. "Das strömt das Aroma durch die Nase", jubelt Lege in René Franks Meisterküche. "Da klingeln die Ohrläppchen."

Und auch von seinen Challenge-Gegnern schaut sich Lege vor dem Endkampf so viel wie möglich ab. So lässt er sich etwa von der gerade mal 26-jährigen Rowena Redwanz, Deutschlands jüngster Konditormeisterin, die als Ausbilderin und Dozentin für den Nachwuchs wirkt, in die Geheimnisse der klassischen Spitzen-Patisserie einweihen. Auch, wenn ihn die Feinarbeit extrem stresst. Ganz anders Rowena: Sie wirkt immer dann tiefenentspannt, wenn Lege ausrastet.

Diverse Wutausbrüche später steht dann aber doch sein Meisterstück: Im Wettkampf gegen Rowena, die bei ihren YouTube-Fans enorm beliebte Back-Bloggerin Sally Özan und einen Eis-Profi, der in Berlin mit in Stickstoff schockgefrorenen Zutaten hantiert, setzt Lege auf klassische Geschmacksvarianten. Er will Kindheitserinnerungen wachrufen und mit den Lieblingsdesserts der Deutschen spielen. Heraus kommt ein mit Schockopudding gefülltes Stück Käsekuchen auf einer Blätterteig-Schnecke – großzügig mit Sahne garniert. "Damit gewinne ich", behauptet Lege.

Gewinnerin ist "eine Symbolfigur für das deutsche Handwerk"

Doch auch in der dritten Folge kann der Mann, der diesmal seine schlimmsten Ängste und Aversionen überwand, den "Lege kommt auf den Geschmack"-Fluch nicht brechen. Die 50 Testesser im Finale lassen sich alle vier Dessert-Varianten munden, darunter eine kalorienreduzierte Tiramisu-Variante von Sally Özcan und eine Eiskreation mit orientalischen Geschmacksnoten. Der Sieg aber geht mal wieder nicht an Lege – sondern an Rowena mit ihrer aufwendigen Kokos-Praline.

Von der 26-Jährigen kann man wirklich was lernen. Und so zeigt sich Sebastian Lege, der Dessert-Verächter, am Schluss angemessen großherzig. "Rowena gönne ich das, weil sie eine Symbolfigur ist für das deutsche Handwerk." Und an jüngere Zuschauer, die noch über Berufspläne nachdenken, richtet er einen leidenschaftlichen Appell: "Lernt was im Handwerk, bitte!"


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren