Zensur-Skandal

Ausladung von Mussolini-Experten sorgt für Skandal im italienischen TV

10.05.2024, 13.58 Uhr
Stürmische Zeiten für Giorgia Meloni: Journalistinnen und Journalisten der RAI protestieren gegen ihre Einflussnahme.
Stürmische Zeiten für Giorgia Meloni: Journalistinnen und Journalisten der RAI protestieren gegen ihre Einflussnahme.  Fotoquelle: 2023 Getty Images/Franco Origlia

In den italienischen Medien herrscht Aufruhr. Die Ausladung eines Mussolini-Experten in einer Sendung sorgte für einen großen Zensur-Skandal, der nun weitere Kreise gezogen hat. Wegen eines Streiks entfielen am Montag alle Nachrichtensendungen. 

Streik italienischer Journalisten

Aus Protest gegen politische Einflussnahme auf ihre Arbeit haben Journalistinnen und Journalisten der italienischen Rundfunkanstalt RAI am Montag die Arbeit niedergelegt. Man wolle damit ein Zeichen setzen gegen "allgegenwärtige Kontrolle durch die Politik", hieß es in einer Ankündigung.

Wie die Journalisten-Gewerkschaft Usigrai am Dienstag mitteilte, seien rund drei Viertel der RAI-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter dem Aufruf zur Arbeitsniederlegung gefolgt: "Eine Streikbeteiligung von 75,5 Prozent zeigt den Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen", zitiert die Nachrichtensender "RaiNews.it" die Gewerkschafter.

Infolge des Streiks seien die meisten Nachrichtensendungen beim öffentlich-rechtlichen Sender nicht ausgestrahlt worden. Usigrai gilt als eher links ausgerichtete Gewerkschaft. Die rechtsgerichtete Unirai hatte hingegen angekündigt, ihre Mitglieder würden sich an dem Streik nicht beteiligen.

Ausladung hätte 'inhaltliche Gründe' 

Der Zorn der großen Mehrheit bei RAI richtet sich gegen die postfaschistische Partei "Fratelli d'Italia" von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Der Regierungspartei wird "erstickende Kontrolle der journalistischen Arbeit" vorgeworfen, die "die Nachrichtensendungen in ein Sprachrohr der Regierung verwandeln". Sarkastisch sprechen Kritiker bereits von "TeleMeloni".

Für einen Skandal hatte vor zwei Wochen die Ausladung des Autors Antonio Scurati gesorgt. Der Mussolini-Experte hätte am Nationalfeiertag, dem 25. April, bei der RAI über Italiens Befreiung vom Faschismus sprechen sollen. Doch sein Auftritt wurde kurzfristig abgesagt. Eine Moderatorin habe ihm telefonisch mitgeteilt, "dass es eine Zensur seitens der RAI-Direktion gegeben habe und mein Auftritt gestrichen worden sei", sagte Surati gegenüber dem "Spiegel".

Äußerungen Giorgia Melonis, sein Auftritt sei wegen überzogener Honorarvorstellungen gestrichen worden, bezeichnete er als "Unwahrheiten". Scurati zum "Spiegel": "Inzwischen wurde ein RAI-Dokument öffentlich, das explizit 'inhaltliche Gründe' für die Absage zitiert."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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