ARD-Ermittler am 1. Weihnachtstag

Der Weihnachtsmann ist tot! "Nord bei Nordwest" ermittelt

von Wilfried Geldner

In Schwanitz auf der Ostseehalbinsel Priwall wird wenige Tage vor Weihnachten gleich hinterm Deich ein Weihnachtsmann erschossen. Hauke, Hannah und Jule, das eingespielte Schwanitzer Team, beginnt sofort zu ermitteln. Zugleich wird das Fest der Liebe auf die Probe gestellt.

ARD
Nord bei Nordwest: Ho Ho Ho!
Krimi • 25.12.2021 • 20:15 Uhr

Vom produzierenden NDR wurde diese Ausgabe der Krimireihe "Nord bei Nordwest" gleich zum "Weihnachtsklassiker" erhoben und neben einschlägige Hollywoodfilme gestellt. Etwas hoch gegriffen, vielleicht. Aber es stimmt, dieser Weihnachtskrimi hat seine unterhaltsamen Qualitäten, weil hier ein eingespieltes Team vom Leder zieht und durchaus gekonnt auf der Klaviatur des Weihnachtswunderlichen spielt. In diesem Sehnsuchtskrimi vom Ostseestrand ergreift jeden irgendwann die Liebe, und jeder wird enttäuscht – nur Taxifahrer Öskir vielleicht nicht.

Öskir (Cem Ali Gültekin) wollte weg, Schwanitz wurde ihm zu eng – zu wenig Nächstenliebe, eine harte Welt. Als gelte es, das noch einmal unter Beweis zu stellen, bringt seine hartherzige Vermieterin ihren erkrankten Stallhasen in der Praxis des Tieraztes Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) vorbei. Man möge ihm keine Medikamente geben, so bittet sie, schließlich sei das Langohr fest als Weihnachsbraten einteilt. Doch gemach – es gibt nicht nur für den Karnickel ein Happyend im gut durchgeplotteten Weihnachts-Liebeskrimi im Ersten, der nachdrücklich deutlich macht, warum diese Film-Reihe zuletzt so erfolgreich lief. Immer wieder wurden Top-Quoten eingefahren.

Wer hat Weihnachten auf dem Gewissen?

Wer aber hat den Weihnachtsmann ermordet, der seinem Kapuzenmörder vor seinem Tod noch so ein munteres "Ho Ho Hoh!" entgegenrief? Galt der Schuss auch wirklich dem Ermordeten – oder doch dem Versicherungsvertreter, den er ersetzte, weil der so schwer erkältet war? Wie gut, dass Jule, die Tierarzthelferin (Marleen Lohse) im Spiegel eines Fensters gleich den Mörder erahnt. War Eifersucht, Raubmord oder Erpressung im Spiel? Oder alles in einem, wieder mal?

Holger Karsten Schmidt und Ingo Rasper (Drehbuch und Regie) rücken hier weit mehr die erträumten und enttäuschten Beziehungen aller Beteiligten in den Vordergrund als die Suche nach dem Mörder. Fast Shakespeare-hafte Züge (Handwerk gelernt!) haben die kleinen Verwechslungskomödien. Nicht nur Jule, die Assistentin, himmelt ja umsonst ihren Tierarzt an, der ausgerechnet die schöne Polizistin Hannah (Jana Klinge) auf seinem Hausboot empfängt.

Auch der Insel-Bestatter Töteberg (Stephan A. Tölle), der sonst immer als sicherer Garant für plakativen Klamauk fungiert, darf sich in die glamouröse Polizistin verlieben. Er, nicht Hauke, ist es, der ihr dauernd Rosen und Liebesbriefe hinter die Scheibenwischer klemmt, wie zunächst geglaubt. Das alles wird mit gutem Timing und einem romantischen Kamerablick auf die Ostsee und auf die Glühbirnchen im Nebel bis hin zu einem aufkommenden Strurm erzählt (Kamera: Ralf M. Mendle). Solcherlei Wintermelancholie hält sogar die sparsam eingestreuten Weihnachtsschlager aus. Marleen Lohse gibt am Ende gleich zweimal "Santa Claus Is Coming To Town" zum Besten. Es sei ihr gegönnt, es hat Spaß gemacht.

Nord bei Nordwest: Ho Ho Ho! – Sa. 25.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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