Unsichtbar unter Nazis

Dokumente fälschen, um Leben zu retten

03.04.2024, 06.18 Uhr
von Susanne Bald

Der Film erzählt die Geschichte eines jüdischen Grafikers, der unter unglaublichen Bedingungen Dokumenten fälschte, um Menschen die Flucht aus Nazideutschland zu ermöglichen.

ARTE
"Der Passfälscher"
Biografie • 03.05.2024 • 20:15 Uhr

Es sind Memoiren wie "Versuche, dein Leben zu machen': Als Jüdin versteckt in Berlin" von Margot Friedländer, "Nicht alle waren Mörder: Eine Kindheit in Berlin" von Schauspieler Michael Degen (1928 – 2022) oder "Der Passfälscher: die unglaubliche Geschichte eines jungen Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte" von Samson "Cioma" Schönhaus (1922 – 2015), die als mahnende Dokumente die Erinnerung an eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte wach halten. Degens Aufzeichnungen wurden 2006 für die ARD verfilmt, Schönhaus' Buch 2022 fürs Kino adaptiert. Jetzt ist die beeindruckende Lebensgeschichte mit "Dark"-Star Louis Hofmann in der Titelrolle als Free-TV-Premiere zur Primetime bei ARTE zu sehen.

Berlin, 1942. Das Busfahren ist Juden längst verboten, doch Cioma Schönhaus tut es dennoch, gelassen und mit großer Selbstverständlichkeit – nur eben unter einem anderen Namen und fremder Identität. So geht er zum Arbeiten in die Rüstungsfabrik, besucht den Markt und die Tanzlokale der pulsierenden Stadt, meistens zusammen mit seinem treuen Freund Det (Jonathan Berlin), mit dem er seit der Deportation der Eltern gemeinsam in der geräumigen Wohnung der Familie lebt. Vor den Augen aller, mitten unter Nazis, denn wer würde das schon von Juden erwarten? Das ist ihre riskante Überlebenstaktik.

Das Busfahren bleibt allerdings Ciomas geringstes "Vergehen": Im Auftrag eines Anwalts namens Kaufmann (Marc Limpach) beginnt der gelernte Grafiker nämlich, Kennkarten zu fälschen, Ausweispapiere also. Sie sind bestimmt für Opfer und Gegner des Nazi-Regimes, die aus Deutschland fliehen wollen. Über 300 gefälschte Pässe sind es irgendwann, mit denen Schönhaus Geld verdient und Menschenleben rettet.

Das Wunder des Überlebens

Dass er überhaupt so weit kommt, ist eigentlich ein Wunder. Zumal Schönhaus nicht unbedingt vorsichtig zu Werke geht. Er liebt das Leben und will sich diese Lebensfreude auch weiterhin nicht nehmen lassen. Ein frecher junger Mann mit Chuzpe, der vielleicht auch gerade deswegen so lange unentdeckt bleibt. Doch die Luft wird irgendwann immer dünner für Cioma. Er lernt die schöne Gerda (Luna Wedler) kennen und verliebt sich in sie, gleichzeitig hört er aber auch düstere Warnungen wie: "Sie wissen schon, dass es in Berlin Frauen gibt, die illegale Juden an die Gestapo verraten?"

Regisseurin und Drehbuchautorin Maggie Peren ("Stellungswechsel", "Napola") drehte mit "Der Passfälscher" einen Film, der die Nazi-Zeit aus einer eher ungewohnten Perspektive erzählt. Natürlich profitiert das einnehmende Biopic auch von der prominenten Besetzung, allen voran der vielfach ausgezeichnete Hauptdarsteller Louis Hoffman (unter anderem Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsschauspieler in "Freistatt"), der den so übermütigen wie mutigen jungen Cioma Schönhaus glänzend verkörpert. Der größte Trumpf von "Der Passfälscher" ist aber Schönhaus' unglaubliche Geschichte selbst. 2017 war sie bereits Teil des eindringlichen Dokudramas "Die Unsichtbaren – Wir wollen leben" von Claus Räfle.

"Der Passfälscher" – Fr. 03.05. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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