Film im ZDF

"Bring mich nach Hause": Eine Entscheidung, die niemand treffen möchte

von Elisa Eberle

Als ihre Mutter ins Koma fällt, geraten zwei Schwestern in Streit. Sollen die lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt werden? Berührendes Drama im ZDF.

ZDF
Bring mich nach Hause
Drama • 25.10.2021 • 20:15 Uhr

Wann gilt ein Mensch als tot und wann gerade noch als lebend? Dürfen die Angehörigen auch ohne Patientenverfügung den Zeitpunkt des Todes bestimmen? Woher sollen sie wissen, welche Entscheidung dem Willen der Patientin oder des Patienten entspricht? Es sind Fragen wie diese, die sich Medizin, Justiz und Familien Tag für Tag stellen. Meist kommen sie erst auf den Tisch, wenn die Betroffen nicht mehr selbst zur Entscheidungsfindung beitragen können. Auch im ZDF-Drama "Bring mich nach Hause" (Buch: Britta Stöckle, Regie: Christiane Balthasar) werden zwei Schwestern mit diesem Schicksal konfrontiert. Herausgekommen ist ein Film, der tief berührend sowie nichts für schwache Nerven ist.

Ulrike (Silke Bodenbender) und Sandra (Anneke Kim Sarnau) sind Schwestern, deren Leben nicht unterschiedlicher verlaufen könnte: Während Ulrike eine tiefgläubige, glücklich verheiratete Religionslehrerin mit drei Kindern ist, führt Sandra ein Leben als karrierebewusste Astronomin, die erst kürzlich eine Affäre zu einem verheirateten Mann beendete. Als ihre Mutter Martina (Hedi Kriegeskotte) nach einem Sturz ins Koma fällt, führt das Schicksal die beiden auf brutale Weise wieder zusammen. Was soll mit Martina passieren, deren Zustand auch Monate nach dem Unfall unverändert bleibt? Sollen sie die lebenserhaltenden Maßnahmen einstellen?

Da es keine Patientenverfügung gibt, steuern Ulrike und Sandra in einen großen Streit: Als überzeugte Christin glaubt Ulrike fest an eine Genesung ihrer Mutter. Die faktenbasierte Sandra hält sich hingegen an die Aussagen der Ärzte, die eine Heilung nach so langer Zeit ausschließen. Am Ende setzt sich Ulrike durch, und Martina landet in einem kirchlich geführten Pflegeheim.

Dies ist der Moment, an dem das emotionale Familiendrama in ein Psychodrama mit beinahe Horrorfilm-artigen Elementen kippt: Martina verfällt ins Wachkoma. Sie schlägt die Augen auf, kann aber auf keine äußeren Reize reagieren. Es ist beeindruckend und zugleich verstörend, wie eindrücklich Hedi Kriegeskotte den Zustand, im eigenen Körper gefangen zu sein, spielt. Nahaufnahmen ihres ausdruckslosen Gesichts, auf dem eine Wespe landet, oder aber von den täuschend echt geschminkten Ekzemen (Maske: Stephanie Adam, Aylin Özbay) lassen einem beim Zuschauen regelrecht erschaudern. Hinzu kommt der wachsende Wille beider Schwestern, ihre Mutter würdevoll sterben zu lassen. Doch das Heim stemmt sich mit allen Mitteln dagegen.

"Es hat mir zu meiner Überraschung enorme Konzentration abverlangt, zu spielen, gleichzeitig da und nicht da zu sein", erinnert sich Hedi Kriegeskotte in einem Interview zum Film: "Ich habe über Komapatienten gelesen und mir Videos zum Thema angeschaut. Es gibt ja viele Stadien des Komas. Das zu verstehen war bei dieser Rolle sehr wichtig für mich." Auch die übrigen Beteiligten schickten der eigentlichen Filmarbeit eine intensive Recherche voraus: Zahlreiche reale Fälle dienten dem Team um Produzentin Kim Fatheuer als Inspirationsquelle. Der auf Medizinrecht spezialisierte Anwalt Wolfgang Putz stand zudem beratend zur Seite.

Direkt im Anschluss um 21.45 Uhr zeigt das ZDF die Dokumentation "Zwischen den Welten: Leben und Sterben im Wachkoma". Die Filmemacherin Lisa-Marie Schnell beschäftigt sich darin mit der niederschmetternden Diagnose, die allein in Deutschland tausende Menschen betrifft: Welchen Stellenwert haben diese Patientinnen und Patienten? Wie gehen Angehörige damit um? Außerdem klopft die Doku rechtliche wie medizinische Fragen ab und zeigt eine Sterbe-Begleiterin in ihrem Alltag.

Bring mich nach Hause – Mo. 25.10. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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