ZDF-Reportage

"37°: Totgerast – Wie Angehörige weiterleben": Wenn ein Unfall alles ändert

30.05.2023, 08.19 Uhr
von Hans Czerny

Die 37° Reportage geht den Fragen nach, was geschieht mit Menschen, die durch Raser bei einem Verkehrsunfall von einem auf den anderen Tag ihre Angehörigen verlieren? Hilft die Verurteilung der Schuldigen beim Weiterleben, hilft Trauer oder gar Verdrängung?

ZDF
37°: Totgerast – Wie Angehörige weiterleben
Doku • 30.05.2023 • 22:15 Uhr

"Totgerast – wie Angehörige weiterleben" widmet sich zwei Menschen, die durch Autoraser ihre Angehörigen verloren. Antonia, heute 24, verlor mit 16 bei einem Weihnachtsurlaub in Namibia ihre Eltern und ihre Schwerster. Ein Fahrzeug fuhr mit weit überhöhter Geschwindigkeit auf einer Schotterstraße in der Wüste ins Auto der Familie. – Nora Kirchner wiederum war einen Monat und sechs Tage alt, als ihre Mutter und ihr kleiner Bruder bei einem Unfall 2020 auf einer Landstraße in der Pfalz unverschuldet ums Leben kamen. Der Verlust lässt ihren Vater Steffen seitdem nicht los. Er sagt: "An den Schmerz, an den Verlust, kann man sich nie gewöhnen. Man versucht nur, damit zu leben. Es ist schwer." – Der Berliner Dokumentarfilmer Thomas Riedel (Bayerischer Filmpreis für die Doku "Freiheit! Das Ende der DDR", 2009) fragt danach, was mit Menschen geschieht, die durch die Schuld anderer plötzlich ihre Angehörigen verlieren. Können sie je einen Weg zurück ins normale Leben finden?

Der Kampf um "Gerechtigkeit"

"An dem Tag hat mein Leben, das ich bis dahin geführt habe, aufgehört", sagt Antonia, die in Namibia vor acht Jahren ihre Angehörigen verlor. Immer wieder erlebt sie die Unfallszene, sie musste sich damals entscheiden zwischen Aufgeben und Weitermachen. Doch Antonia wollte ihr Leben nicht vom Tod bestimmen lassen. Noch im Unfallwagen entschied sie sich, ihr Leben in die Hand zu nehmen und entschloss sich zu einer Trauma-Therapie. Seit vielen Jahren kämpft sie aber auch um "Gerechtigkeit" für die Toten. Der Unfallverursacher muss sich vor einem Gericht in Namibia wegen mehrfachen Mordes verantworten, der Strafprozess ist noch immer nicht abgeschlossen. Er zieht sich nicht zuletzt wegen vieler Gutachten hin. Dabei hörte Antonia seitens des Verursachers bislang keinerlei Worte des Bedauerns oder der Reue.

Ein reuevoller Brief

 

Auch Noras Vater, den 37-jährigen Holzhändler Steffen Kirchner, lässt der Verlust von Frau und Sohn nicht los. Sein ganzes Leben gehört jetzt der kleinen Nora, aber auch dem Andenken an den Sohn. Am Eingang der Wohnung erinnert ein kleiner Altar mit Fotos und Spielzeug an das frühere Familienleben. An der Unfallstelle hat Steffen Kreuze errichtet, einmal in der Woche fährt er dorthin. Im Sommer 2022 wurde der Unfallverursacher, der mit überhöhter Geschwindigkeit auf einer Pfälzer Landstraße von der Fahrspur abgekommen war, verurteilt – zu dreieinhalb Jahren Haft. Steffen Kirchner ist froh darüber. Zudem zeigte der Unfallverursacher Reue und übernahm Verantwortung in einem Brief. Doch Genugtuung fühlt Steffen nicht, er wendet sich stattdessen sehr intensiv seiner Tochter zu, aber auch das Andenken an den Sohn hält er hoch.

37°: Totgerast – Wie Angehörige weiterleben – Di. 30.05. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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