Schauspiel-Stars gehen an die Öffentlichkeit

Schwere Vorwürfe gegen deutsche Filmbranche: Werden alte Darsteller diskriminiert?

12.01.2024, 09.28 Uhr

Während Hollywood für jede Altersspanne fordernde Rolle zu vergeben hat, ist für alte Darsteller in Deutschland oftmals nur eine Rolle als demente Oma übrig. Schauspiel-Stars wollen das nun ändern.

Mangelnde Rollenangebote für Schauspielerinnen jenseits gewisser Altersschwellen sind schon lange in viel beklagtes Thema. Anders als in Hollywood scheint sich in der deuschen Film- und Fernsehbranche an dem Missstand zuletzt nicht viel geändert zu haben. Das monieren zumindest drei besonders prominente Vertreterinnen ihres Gewerbes: Michaela May (71), Gisela Schneeberger (75) und Jutta Speidel (69).

Im gemeinsamen Interview mit dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung" machen die drei Schauspielerinnen Altersdiskriminierung und Sexismus in ihrer Branche aus. "Das Frauenbild im Fernsehen ist unterirdisch, das können doch nicht die einzigen Rollen für eine Frau sein – erst Mutter, dann Oma oder dement", kritisierte Michaela May, bekannt geworden in Helmut Dietls "Münchner Geschichten" (1974) und ehemalige "Polizeiruf 110"-Kommissarin aus München.

"Die kennen offenbar keine alten Frauen"

Gisela Schneeberger ("Monaco Franze", 1983, "Eine ganz heiße Nummer", 2011) hält eine solche Benachteiligung nicht für im Sinne der Zuschauerinnen: "Ich spreche mit so vielen Frauen, aus allen Milieus, in der Stadt, auf dem Land, die halten das, was Film und Fernsehen für unser Alter zu bieten haben, auch für banalen Scheiß."

Die Verantwortung dafür tragen nach Ansicht von Jutta Speidel ("Um Himmels Willen") in erster Linie Fernsehredakteure, Regisseure sowie Entscheider in bei Filmförderanstalten: "Die kennen offenbar keine alten Frauen – und wenn doch, dann haben sie ihnen nie richtig zugehört." Speidel erkennt darin "Respektlosigkeit und Ignoranz".

Wie es anders geht, zeige nach Ansicht der drei Schauspielerinnen Hollywood. Während in Deutschland "dramatische Altersrollen" die Ausnahme seien, habe sich in den USA die Situation gebessert. Michaela May erkennt in der Diskrepanz großen Nachholbedarf: "Wenn man nur sieht, was Meryl Streep spielt, was Judy Dench spielt oder was Frances McDormand spielt: Was das für Geschichten sind! Was Frauen zu erzählen haben in dem Alter!"


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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