"Winterlicht"

Usedom-Krimi: Neue dänische Kommissarin ist eine echte Entdeckung

von Wilfried Geldner

Julia Thiel (Lisa Maria Potthoff) hat in diesem sechsten Usedom-Krimi als freigestellte Kommissarin einen dubiosen Privatauftrag angenommen. Dafür erscheint ein neue Ermittlerin auf der Insel.

ARD
Winterlicht – Der Usedom-Krimi
Kriminalfilm • 31.01.2019 • 20:15 Uhr

Der sechste Usedom-Krimi beginnt und endet mit einer Überraschung. Die Kommissarin Julia Thiel (Lisa Maria Potthoff), derzeit außer Dienst, fällt bei einem privaten Auftrag – der Suche nach einem verschollenen Biker – einer polnischen Bande in die Hand. Im Auftrag des Bosses eines Motorradbandenclubs aus Usedom wurde sie von einem feindlichen polnischen Biker verfolgt, denn sie hatte bei ihrer Suche wohl eine Drogenküche und die dazugehörige Schmuggelbande entdeckt. Ihre Mutter, die Ex-Anwältin Karin Lossow (Katrin Sass) und ihr Mann (Peter Schneider) versuchen Julia aufzuspüren. Die Usedom-Folge "Winterlicht" spielt zwischen Ländern und Grenzen. Wer sich da eine Landkarte zur Brust nimmt – Stettin, Wolin, Swienemünde ... – ist gut beraten.

Das Autorentrio Scarlett Kleint, Michael Vershinin (vormals Illner) und Alfred Roesler-Kleint ist seit dem Beginn der Reihe 2014 um Brüche, um rudimentäres und fragmentarisches Erzählen bemüht. Das schafft (Regie: Uwe Janson) Raum für viel Atmosphäre, für suggestive, sonst selten gesehene Bilder – wenngleich das vom Titel suggerierte "Winterlicht" eher als Abstraktum erscheint.

Während für Julia Thiel die Spur nach Stettin und später Wolin in Polen führt, taucht bei Julias Mutter Karin eine neue Kommissarin aus Dänemark auf: Ellen Norgaard (Rikke Lylloff), die allerdings mit ihrer Profession lange Zeit hinter dem Berge hält. Sie ist, auf Usedom geboren, die Tochter einer vormaligen ortsansässigen Töpferin. Karin erschrickt zunächst mächtig, als sie den Namen der Dänin hört, die sich um die von ihr ausgeschilderte Ferienwohnung bewirbt. Entsetzliches muss da vor Zeiten vorgefallen sein – vielleicht wird man ja Näheres in Bälde erfahren – bereits am 07. und 14. Februar folgen weitere "Usedom"-Folgen.

Ohnehin lieben die "Usedom"-Autoren das längst in Mode gekommene horizontale Erzählen, das ja für Reihenformate mit größeren zeitlichen Abständen eher ungeeignet ist. Auch im sechsten Film wird jedenfalls noch einmal daran erinnert, dass Julias Mutter, Karin Lossow, einst im Affekt ihren Mann erschoss. Julias Mann Stefan jedenfalls gibt der Mutter die Schuld am gegenwärtigen Unglück, habe sie doch nach der Rückkehr aus dem Gefängnis Julias Instinkt für die Kriminalarbeit wieder geweckt.

Die Fronten zwischen Gut und Böse innerhalb der rivalisierenden deutsch-polnischen Bikergangs bleiben verschwommen, der Fall selbst um die Vergewaltigung einer Polin wird nicht wirklich aufgerollt. Zu wenig werden die guten Biker definiert, Nazis und Nichtnazis von einander geschieden. Der Usedomer Biker-Chef (Hans Brückner) zieht allerdings – mit tubierter Nase und gefährlichem Sprechröcheln – eine wunderbar chargierende Gangster-Nummer ab.

Die dänische Schauspielerin Rikke Lylloff, die nun in Lisa Potthoffs Fußspuren tritt, darf man indessen eine Entdeckung nennen. Taff, aber nie ohne Interesse am Fall, tätigt sie ihre Verhöre – nicht zuletzt ihretwegen ist man auf die weiteren Folgen gespannt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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