"Intrige"

Polanski-Film für zwölf Césars nominiert – Beigeschmack bleibt

Oberstleutnant Marie-Georges Picquart (Jean Dujardin) macht sich mit detektivischem Eifer an die Arbeit.
Oberstleutnant Marie-Georges Picquart (Jean Dujardin) macht sich mit detektivischem Eifer an die Arbeit.  Fotoquelle: Weltkino Filmverleih GmbH/Guy Ferrandis

Regisseur Roman Polanski ist auf beruflicher Ebene derzeit höchst erfolgreich: Sein Film "Intrige" ist zwölffach nominiert für einen César – doch die Nominierungen sind höchst umstritten.

Nicht ohne einen bitteren Beigeschmack wurden die Nominierungen für den César bekannt gegeben – Frankreichs wichtigstem Filmpreis. Roman Polanski, dem seit Jahrzehnten von mehreren Frauen Vergewaltigung vorgeworfen wird, darf sich mit seinem Film "Intrige" in gleich zwölf Kategorien Hoffnungen auf die Auszeichnung machen – unter anderem als Bester Film, Bester Regisseur, Bester Hauptdarsteller (Jean Dujardin) und Beste Kostüme.

Die Nominierungen haben in Frankreich heftige Reaktionen vor allen in den sozialen Medien ausgelöst. Allerdings wiesen sowohl Alain Terzian, Präsident der Académie des César, als auch Kulturminister Franck Riester die Vorwürfe von sich. Der Filmpreis sei nicht dafür da, moralische Positionen einzunehmen. Die feministische Vereinigung "Osez Le Féminisme" dagegen sieht die Nominierungen als Schande für die Académie, berichtet der "Guardian" in seiner Onlineausgabe. Polanski zu ehren wäre, als würde man die Opfer zum Schweigen bringen.

"J'accuse" – so der Originaltitel von "Intrige" – ist ein historisches Drama über die sogenannte "Dreyfus-Affäre". Alfred Dreyfus war ein jüdischer Offizier der französischen Armee, der 1894 ungerechtfertigt wegen Landesverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Solch eine falsche Verurteilung könne auch heute genauso wieder passieren, erklärte Polanski im Sommer 2019: "Alle Zutaten sind vorhanden: falsche Beschuldigungen, schlechte Arbeit bei Gericht, korrupte Richter und über allem Social Media, das ohne einen fairen Prozess verurteilt."

Bei der Arbeit zum Film habe der Oscar-Preisträger durchaus Parallelen zu seinem Fall entdeckt, er sehe die gleiche Entschlossenheit, Fakten zu leugnen und ihn für etwas zu verurteilen, was er nicht getan habe. Polanski wurde 1977 wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt. Nachdem sich der Richter nicht an eine vereinbarte Absprache gehalten hatte, floh der Regisseur aus den USA und lebt seither in Frankreich. "Ich muss zugeben, dass mir viele Vorgehensweisen der Verfolgungsmaschinerie im Film bekannt vorkommen, und das hat mich ganz klar inspiriert."

"Intrige" wurde bereits bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet und für den Europäischen Filmpreis nominiert, darunter als bester Film sowie Polanski als bester Regisseur und Drehbuchautor. Zudem erhielt Polanski den Prix Lumières für die Beste Regie. Am 6. Februar 2020 soll das Historiendrama in die deutschen Kinos kommen. Die Verleihung des Césars findet am 28. Februar statt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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