Im Alter von 96 Jahren

Filmlegende Jonas Mekas gestorben

von teleschau

Jonas Mekas war Filmemacher, Kritiker, Fotograf und Künstler. Er arbeitete mit den ganz Großen der amerikanischen Gegenkultur und prägte eine Generation von Regisseuren und Kunstschaffenden. Jetzt verstarb er im Alter von 96 Jahren in New York.

Mekas kam 1922 im heutigen Litauen zur Welt. Als junger Mann wurde er zusammen mit seinem Bruder für mehrere Monate von den Nazis in ein Arbeitslager gesperrt, ging nach Kriegsende aber dennoch nach Deutschland, um in Mainz Philosophie zu studieren. Schon 1949 verließ er das Land wieder und wanderte in die USA aus, wo er erstmals mit einer Kamera arbeitete und begann, seinen Alltag zu filmen. Seinem tagebuchartigen Stil sollte Mekas sein Leben lang treu bleiben – mit Werken wie "Walden" (1969), "Lost, Lost, Lost" (1975) und dem vierstündigen "As I Was Moving Ahead, Occasionally I Saw Brief Glimpses of Beauty" (2000). Inspiration für seine Arbeit holte sich Mekas unter anderem vom Berliner Dadaisten Hans Richter.

Auch als Theoretiker begleitete Mekas den zeitgenössischen Film. So gründete er 1954 die einflussreiche Zeitschrift "Film Culture" und schrieb für die New Yorker "Village Voice". Jonas Mekas wurde schnell zu einem Zentrum der New Yorker Avantgarde, war mit Andy Warhol und den Musikern von The Velvet Underground befreundet, arbeitete mit John Lennon und Salvador Dalí zusammen. Im Jahr 1970 gründete der zweifache Vater die New Yorker Anthology Film Archives, bis heute die wichtigste Institution des Avantgardefilms.

Mekas, der nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise heimatlos war, wurde 2007 wieder die litauische Staatsbürgerschaft verliehen – der Präsident des baltischen Staates hatte sie ihm persönlich per Dekret übertragen.

Über den Tod sagte Mekas im vergangenen Jahr zur "New York Times": "Hinter dieser Linie liegt das Mysterium, wo es wirklich interessant wird".


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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