"Die Höhle der Löwen"

Wie viele DHDL-Deals platzten? Wie erfolgreich sind die Gründer?

22.11.2018, 13.09 Uhr
Frank Thelen und Judith Williams sind seit der ersten Staffel dabei. Wie schlagen sie sich im Vergleich zu den anderen Investoren? Das erfahren Sie in den folgenden Grafiken.
BILDERGALERIE
Frank Thelen und Judith Williams sind seit der ersten Staffel dabei. Wie schlagen sie sich im Vergleich zu den anderen Investoren? Das erfahren Sie in den folgenden Grafiken.  Fotoquelle: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Fünf Staffeln der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen" wurden bislang ausgestrahlt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Schließlich war auch die gerade zu Ende gegangene fünfte Staffel für den Kölner Sender wieder ein Quotenerfolg. Im Durchschnitt sahen 2,95 Mio. Zuschauer die Folgen der fünften Staffel. Insgesamt war VOX mit "DHDL" in elf von zwölf Wochen Marktführer bei den 14- bis 49-Jährigen in der Primetime am Dienstagabend.

Doch ist das Format für die Start-up-Unternehmen, die in der Show auftreten, um den Investoren ihre Produkte und Ideen schmackhaft zu machen, ein ebenso großer Erfolg? Das Portal "Chuck No Risk" hat untersucht, ob sich die Teilnahme für Gründer lohnt, wie die "Löwen" sich bei den Pitches gebahren und ob sich die Investitionslust der Investoren um Frank Thelen, Judith Williams und Co. im Laufe der Jahre erhöht hat.

40 Prozent der Deals platzten nach der Show

Was viele Zuschauer nicht wissen: Zahlreiche Deals, auf die sich Gründer und Investoren in der Show einigen, platzen im Nachhinein. 31,83 Millionen Euro wurden den 154 erfolgreichen gepitchten Firmen bisher in der Sendung versprochen. Über den Tisch flossen aber nur 18,65 Mio. Euro an 94 Firmen und damit nur 58,6 Prozent der angekündigten Summe. 60 Deals kamen nicht zustande – das sind ca. 40 Prozent der versprochenen Investments. Bei insgesamt 321 Teilnehmern der Sendung liegt die Chance für ein erfolgreiches Investment insgesamt bei etwa 1 zu 4.

Das klingt auf den ersten Blick nach einer Mogelpackung. Doch tatsächlich müssen die Investoren in der Show innerhalb kürzester Zeit entscheiden, ob sie in ein Produkt, das sie zum ersten Mal sehen, investieren zu wollen. Die genauen Hintergründe kennen sie nicht. Erst im Nachgang der Show wird dann im Detail verhandelt, es erfolgt eine sorgfältige Analyse. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Quote der tatsächlich abgeschlossenen Deals sogar recht hoch.

Grafik DHDL - Investment und Deals
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Die Entwicklung über die Jahre zeigt außerdem, dass sich die Quote der Deals, die tatsächlich zustande kamen, erhöht hat. In Staffel eins kamen nur 23,5 Prozent der verhandelten Deals zustande, in Staffel fünf liegt die Quote bei 82,3 Prozent. Da die Staffel erst im Frühjahr abgedreht wurde, kann die Quote allerdings noch sinken, einige Verhandlungen dürften noch nicht abgeschlossen sein. "Die Vorbereitung von VOX wurde größer; auch die Gründer wurden sehr viel besser, weil sich schon ganz anders gecoacht wurden vor der Sendung", erklärte Judith Williams vor der fünften Staffel im prisma-Interview

Investments pro Staffel:

  • 1. Staffel: 1,87 Mio. € geplant, 1,43 Mio. € geplatzt (76,5%), 0,44 Mio. € geklappt (23,5%)
  • 2. Staffel: 3,2 Mio. € geplant, 2,21 Mio. € geplatzt (69%), 0,99 Mio. € geklappt (31%)
  • 3. Staffel: 6,61 Mio. € geplant, 2,95 Mio. € geplatzt (44,6%), 3,66 Mio. € geklappt (55,4%)
  • 4. Staffel: 8,1 Mio. € geplant, 4,46 Mio. € geplatzt (55%), 3,64 Mio. € geklappt (45%)
  • 5. Staffel: 12,05 Mio. € geplant, 2,13 Mio. € geplatzt (17,7%), 9,97 Mio. € geklappt (82,3%)

Für viele der jungen Gründer ist ein Auftritt in der Show schon Gold wert, auch wenn es nicht zum Deal kommt. Denn: jeder Pitch ist Werbung vor einem Millionenpublikum. Von den 173 Firmen, die in der Sendung keinen Deal bekommen haben, sind heute noch 141 am Markt. 17,3 Prozent mussten bisher also aufgeben. Das ist für Firmenneugründungen ein sehr guter Wert. Zum Vergleich: Deutschlandweit scheitern nach einer Erhebung der KfW-Bank von 2018 32 Prozent aller Firmen drei Jahre nach der Gründung. Zwar lassen sich die Zahlen laut "Chuck No Risk" nicht eins zu eins vergleichen, da die Gründer aus der Show zu verschiedenen Zeitpunkten ihre Firmen gegründet haben, aber nichtsdestotrotz scheinen die "Löwen"-Gründer allgemein erfolgreicher zu sein, als das gesellschaftliche Mittel.

Bei den Firmen, bei denen es zum Deal kam, ist die Erfolgsquote unweit höher. Lediglich vier Firmen, in die investiert wurde, gingen bis heute pleite. Heißt: 95,7 Prozent sind noch am Markt. Und bei den Firmen, bei denen der Deal im Nachhinein platzte, ist der Erfolg ähnlich groß. Nur drei gingen pleite, 95 Prozent sind noch am Markt. Ein erfolgreicher Pitch bei "Die Höhle der Löwen" bringt Werbung und Vertrauen. Wenn der Deal im Nachhinein platzt, kommunizeren die "Löwen" das zwar in der Regel transparent, z.B. über die sozialen Medien, viele Zuschauer bekommen das aber natürlich trotzdem nicht mit.

Grafik DHDL - die Erfolgsquote der Gründer
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Übrigens sind nicht immer die Investoren die treibende Kraft hinter einem geplatzten Deal. Manchmal sind auch die Gründer nach der Ausstrahlung der Show nicht mehr an einer Zusammenarbeit interessiert. "Es gibt Leute, bei denen ich schon spüre, dass sie nur die Werbezeit wollen. Die gar kein Investment wollen. Mit der Erfahrung von fünf Staffeln merke ich das inzwischen", sagt Judith Williams. Ganz "kostenlos" ist die Werbung durch einen Auftritt bei "DHDL" indes nicht. Neben den Kosten für die zusätzliche Anmietung von Servern, die den extremen Peak bei den Klickzahlen auf die Homepages bewältigen sollen, muss z.B. die gesamte Ausstattung des Pitches meist innerhalb extrem kurzer Zeit organisiert und selbst bezahlt werden. Und es kommt vor, dass den Firmen kurz vor Aufzeichnung der Sendung doch noch abgesagt wird. Dann war der Aufwand umsonst.

Judith Williams investiert am wenigsten

Und bei welchem Investor sind die Start-ups am besten aufgehoben? Ralf Dümmel, der seit Staffel drei dabei ist, investierte am fleißigsten. Mit 25 Prozent ist seine Quote der geplatzten Deals relativ gering. Zum Vergleich: Bei Frank Thelen liegt sie bei 58,82 Prozent, bei Judith Williams sogar bei 63,33 Prozent. Die "Löwin", die wie Thelen seit der ersten Staffel dabei ist, investiert am wenigsten (in Staffel fünf kam nur einer ihrer zwei Deals zustande), hat es aber geschafft, sich an ihren Firmen die größte Firmenbeteiligung auszuhandeln. Bei den Zuschauern ist die frühere Opernsängerin dennoch beliebt. Die Taktik macht es: Unabhängig davon, ob sie wirklich Interesse hat gerät die Löwin bei den Pitches regelmäßig ins Schwärmen, zu einem Angebot reicht es meistens aber doch nicht. 

Grafik DHDL - Investment und Deals
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In der sechsten Staffel wird das "Löwen"-Rudel um einen weiteren Investor erweitert. Wie VOX schon vor der letzten Folge der aktuellen Staffel mitteilte, wird Nils Glagau, Geschäftsführer des Pharmaunternehmens Orthomol, ab 2019 auf einem der Investoren-Sessel sitzen. Gut möglich, dass dafür ein anderer der bisherigen Löwen (z.B. Frank Thelen) in Zukunft wie Judith Williams etwas kürzer treten wird.

Hinweis: Die Daten und Grafiken wurden durch das Portal chucknorisk.com zur Verfügung gestellt.


Quelle: areh

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