Der Amsterdam-Krimi: Tod in der Prinzengracht

Ich habe heute keine Postkarte für dich

von Eric Leimann

Schon wieder ein neuer ARD-Donnerstagskrimi mit schmucken Postkarten-Motiven aus Europa? Nicht ganz. Die Amsterdam-Reihe mit Hannes Jaenicke und Alice Dwyer ist anders.

ARD
Der Amsterdam-Krimi: Tod in der Prinzengracht
Kriminalfilm • 22.11.2018 • 20:15 Uhr

LKA-Ermittler Alex Pollack (Hannes Jaenicke) steckt in der emotionalen Zwickmühle. Zwar platzierte er seine Mitarbeiterin und heimliche Geliebte Katja Wolf (Alice Dwyer) erfolgreich als rechte Hand des Drogenhändlers Tom Fischer (Sascha Alexander Gersak). Mittlerweile ist der Kontakt zu Katja allerdings abgebrochen. Hat sie sich auf eine Liebesbeziehung mit Alex' Erzfeind eingelassen? Auf eigene Faust reist der Ermittler nach Amsterdam, wo das Gangsterpaar mit anderen windigen Gestalten am ganz großen Rad des organisierten Verbrechens dreht. Ist Katja für ihre Tarnung bis zum Äußersten gegangen – oder hat sie tatsächlich die Seiten gewechselt? Der neue "Amsterdam-Krimi: Tod in der Prinzengracht" ist besser als sein Titel: dunkler, schweigsamer und thrillerhafter als andere Formate auf diesem Sendeplatz. Allerdings funktioniert der Fall nur als Zweiteiler. Am Donnerstag, 29. November, 20.15 Uhr, folgt mit "Auferstanden von den Toten" die Auflösung des Plots.

Schauspieler Hannes Jaenicke, um dessen kernig kühle Aura der "Amsterdam-Krimi" gestrickt ist, darf man als gebranntes Kind des diskutablen Donnerstags-Formates betrachten. Im "Urbino-Krimi", von dem 2016 zwei Folgen versendet wurde, gab der mittlerweile 58-jährige Frankfurter einen deutschen Ex-Bullen im italienischen Postkarten-Klischeekrimi. Ein schlimmes Machwerk, über das sämtliche Kreative heute gerne den Mantel des Schweigens hüllen. Doch selbst, wenn der Urbino-Krimi einsame Qualitätstiefstwerte auf einem Primetime-Sendeplatz der ARD schuf: Auch mit nachfolgenden Stapelläufen wie "Barcelona-Krimi" oder "Lissabon-Krimi" entstanden eher Postkarten-Krimis, in denen deutsche Schauspieler ausländische Kommissare vor schmucker Kulisse gaben.

Der "Amsterdam-Krimi" hebt sich davon wohltuend ab. Die Entscheidung, den faktischen Zweiteiler komplett im Winter 2017/18 zu drehen, sorgte für dunkle, dauerverregnete Bilder aus der Grachtenstadt. Zwar kann selbst das die Schönheit Amsterdams nicht zerstören, doch die Bilder von Regisseur Michael Kreindl ("Der Kroatienkrimi") und seinem Kameramann Anton Klima ("Die Freibadclique") sorgen für ungewohnt dunkle, stimmungsvolle Schauwerte. Auch das Drehbuch des Österreichers Peter Koller ("King of Westberg") ist weniger erklärend und verquasselt als andere Krimis auf diesem Sendeplatz. Meist folgt man dem schweigend beobachtenden Protagonisten auf seiner gefährlichen Spähtour und der Frage, ob die Geliebte noch seine Geliebte ist. Das ist nicht reizlos, viel mehr Thriller als Krimi – und birgt durchaus spannende Momente.

Natürlich müssen auch Holländer in einem "Amsterdam-Krimi" mitmachen. Hier hat man das Ganze so gelöst, dass die niederländische Polizei um den von Fedja van Huêt verkörperten Chefermittler Bram de Groot von Pollacks illegalen Aktivitäten im fremden Hohheitsgebiet Wind bekommt, was natürlich in wütenden Streits, aber auch in einer Kooperation gegen das Verbrechen endet. Die leidige Sprachregel, dass in der deutschen Primetime alle Schauspieler Deutsch sprechen müssen – was dem Schauspiel Authentizität raubt – löste man hier so, dass die Niederländer mit ihrem natürlichen Akzent auf Deutsch mit dem Deutschen kommunizieren. Könnte auch in der Realität so sein, weshalb die Amsterdamer Ermittler allesamt als halbwegs authentisch durchgehen. Ein Sonderlob gebührt Alice Dwyer, die den Ritt auf der Rasierklinge quasi gespaltener Persönlichkeiten, die als verdeckte Ermittler arbeiten, präzise, intensiv und anrührend rüberbringt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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