Marie St.Clair und Jean Millet, zwei junge Leute aus einer französischen Kleinstadt, haben sich gegen den Willen ihrer Eltern verlobt. Sie wollen nach Paris fliehen, um zu heiraten. Als Jean Marie am Telefon mitteilt, dass die Reise verschoben werden müsse, fährt sie allein. In Paris wird Marie die Geliebte eines reichen Mannes und führt ein Luxusleben. Per Zufall trifft sie Jean wieder, der dort nun zusammen mit seiner Mutter ärmlich bei einem Maler lebt. Marie und Jean kommen sich wieder näher und wollen doch noch heiraten. Jeans Mutter aber vereitelt ihre Pläne. In seinem Unglück erschießt sich Jean, und Marie sucht Erfüllung in der Pflege von Waisenkindern auf dem Lande.
Wie Chaplin im Vorspann ankündigt, ist "Die Nächte einer schönen Frau" der erste ernste Filmstoff, den er selbst schrieb und inszenierte, und ebenfalls der erste Film, in dem er nicht selbst spielte. Dafür ermöglichte er seiner langjährigen Partnerin Edna Purviance den Wechsel ins ernste Genre. Inspiriert wurde Chaplin einerseits von den Erlebnissen einer Bekannten, der reichen Amerikanerin Peggy Hopkins Joyce, andererseits von Alexandre Dumas' im 19. Jahrhundert entstandenen "Kameliendame". Chaplin wollte das wahre Gesicht der "großen Welt" enthüllen, indem er den Menschen hinter all der Maskerade zeigt. Dabei gilt seine Kritik einer künstlich geschaffenen Gesellschaftsordnung, die die Menschen letztlich zugrunde richtet. "Es gab Kritiker, die behaupteten, dass man im Stummfilm keine psychologischen Probleme darstellen könne.(...) A woman of Paris war daher für mich eine Herausforderung. Ich beabsichtigte, psychologische Dinge durch ein subtiles Spiel deutlich zu machen", heißt es in Chaplins Autobiographie. Wie kein anderer Film zeigt "Die Nächte einer schönen Frau" Chaplins herausragende Fähigkeiten auf dem Gebiet der Filmregie und der Handlungskonstruktion. Der Einfluss dieses Werks auf die Filmgeschichte war beachtlich. Als Modell einer Sittenkomödie begründete der Stummfilm in Amerika eine ganze Schule.
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